Letzte Woche habe ich mit der Stiftung «Zugang für alle» die SightCity in Frankfurt besucht. Die Anreise habe ich mit der Deutschen Bahn von Zürich nach Frankfurt Flughafen Fernbahnhof gemacht. Die Reise dauert über 4 Stunden, da ist es nicht verwunderlich, wenn man dazwischen auch einmal auf’s WC muss.
Da ich bereits beim Einnehmen der Plätze für die Zugbegleiterin als behinderte Person galt, nutzte ich auf Ihren Hinweis auch die behinderten-Toilette im ICE. Ich analysierte die Türe und versuchte herauszufinden, wie der Verschlussmechanismus funktionierte. Leider fand ich keinen mechanischen Verschluss, stattdessen aber drei Knöpfe, deren Bedeutung meinen Fingern aber verschleiert blieb, da sie über keine aussagekräftige Markierung verfügten. Also dachte ich, dass die deutsche Bahn wahrscheinlich die Sehbehinderung nicht als Behinderung sieht, denn sonst hätten sie ja wohl die Knöpfe in Braille angeschrieben. Mein Chef, der die Szene aufmerksam beobachtet hatte, kam zu Hilfe und las auf der Türe den Hinweis, man solle zuerst den oberen Knopf drücken und beim Aufblinken der Kontrollleuchte den unteren um zu verriegeln. Dies stellt sich als interessante Aufgabe, denn ein blinder kann dieses Blinklicht nicht wahrnehmen.
Ich drückte also wie beschrieben zuerst den ersten Knopf und wartete bis die Tür zuging. Anschliessend drückte ich den zweiten Knopf und ich hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde. Endlich, ich war am stillen Örtchen und konnte jetzt in aller Ruhe meiner Blase einen wohltuenden Entleerungsgang gönnen.
Nach barrierefreier Erledigung des Geschäfts wollte ich selbstverständlich auch Spülen. Mit grossem Eifer suchte ich also den Knopf zum Spülen. Ich tastete oberhalb der Toilette, da gab es keinen Spülkasten, also mussten die Knöpfe an der Seite sein. Es gab zwei Knöpfe. Ich drückte voller Freude den unteren, da keiner der Knöpfe beschriftet war. Stille, es tat sich nichts. Ich drückte Ihn nochmals, es tat sich leider wieder nichts. Oder vielleicht doch? Plötzlich klopfte es wie wild an der Türe und man hörte einen Alarm. Ich beruhigte die aufgewühlte Frau und sagte, es sei alles in Ordnung ich käme gerade heraus. Als ich die Türe öffnete, sah sie mich erschrocken an und ich erklärte ihr, dass ich ja nur anständig die Toilette verlassen wollte, indem ich die Spülung betätigte.
Fazit:
Die Lesbarkeit der Beschriftungen von Bedienelementen ist äusserst wichtig – nicht nur bei Webseiten. Es ermöglicht zum Einen korrektes entscheiden und handeln und zum Anderen erspart es Kosten und Nerven.
Zumindest in einem Behinderten-WC müssen die Bedienelemente auf jeden Fall auch in Brailleschrift angegeben werden.
Ps: Die Sightcity war zwar interessant, allerdings gab es keine bahnbrechenden Neuerungen. Es wurden vor allem viele Vergrösserungsgeräte gezeigt.
Richtig peinlich für die Konstrukteure dieser Einrichtung. Wie kann man nur so kurz denken?
Tja, manchmal sind die Erfinder doch sehr kurzsichtig! Hoffentlich hat die Zugbegleiterin das Problem erkannt und weitergeleitet!
Typisch für die Deutschen. Bauen irgendwas ein, was völlig ohne Sinn ist. Vielleicht hätte man mal die Zielgruppe direkt mit in die Planung einbeziehen sollen.
Mich hätte ja noch interessiert, ob die Kabine wenigstens groß genug für einen Rollstuhlfahrer gewesen ist, aber das kann uns Daniele sicher leider nicht sagen.