Die Schweizerische Post
Als bundesnaher Betrieb sind sie von Gesetzes wegen zu Barrierefreiheit verpflichtet. Was motiviert die Post und auch Sie persönlich darüber hinaus sich für digitale Barrierefreiheit einzusetzen?
In der Bundesverfassung, im Behindertengleichstellungsgesetz und im Postgesetz ist festgelegt, dass wir Menschen mit Behinderungen weder diskriminieren noch ausschliessen dürfen. Das gilt insbesondere dort, wo wir Dienstleistungen im Grundversorgungsauftrag erbringen. Die Post setzt sich seit Jahren dafür ein, ihre Dienstleistungen barriere- und diskriminierungsfrei anzubieten. Nicht nur, weil es das Gesetz verlangt. Sie erachtet dies als Selbstverständlichkeit. Und sie sieht sich auch in einer Vorbildfunktion. Zudem bietet die Post neben Schalter- zunehmend auch Selfservice-Dienstleistungen an. Umso wichtiger ist, dass sie auch ihre entsprechenden digitalen und physischen Zugangspunkte wie MyPost24-Automaten barrierefrei konzipiert und aufbaut. Ich habe im familiären Umfeld jemanden, der von einer Behinderung betroffen ist. Das hat mir natürlich schon die Notwendigkeit der Accessibility zusätzlich vor Augen geführt.
Wie ist das Thema Barrierefreiheit in Ihrer Organisation verankert?
Die Bereiche (also z.B. PostLogistics, PostMail usw.) verantworten die Barrierefreiheit ihrer Angebote. Beratend und unterstützend steht ihnen eine zentrale Fachstelle zur Seite. Die Fachstelle Accessibility ist innerhalb der Kommunikation bei Corporate Responsibility angesiedelt. Sie sorgt auch dafür, dass die Angebote hinsichtlich ihrer Eignung auditiert und entsprechende Befunde über Massnahmen durch die Linie verbessert werden. Insbesondere dazu wurde eine Fachgruppe Accessibility ins Leben gerufen, in welcher Vertreter aller Bereiche Einsitz nehmen.
Wie äussert sich das Engagement für Barrierefreiheit in Ihrem Arbeitsalltag und bei Ihren Tätigkeiten?
Es besteht aus Sensibilisierung, Consulting, internem und externem Accessibility-Testing, Leitung von Zertifizierungsvorhaben, Entwicklung neuer Tools, die postweit zum Einsatz kommen, der Leitung der Fachgruppe Accessibility und dem Networking mit externen Partnern.
Hat sich Ihrer Meinung nach die Sensibilisierung in der Öffentlichkeit und bei den Betreiber:innen von Websites, Webplattformen und mobilen Apps in den letzten Jahren verändert? Welche Rolle spielen in Ihren Augen dabei die Accessibility-Studien von Zugang für alle, die erstmals 2004 und danach 2007, 2011, 2016 und jetzt 2020 regelmässig durchgeführt werden?
Die Sensibilisierung für dieses wichtige Thema beginnt sicherlich Früchte zu tragen. Nicht zuletzt dank der Schweizer Accessibility-Studie. Auch wir bei der Post bemühen uns stets um mehr Bewusstsein. Dies ist ein Prozess, der nie fertig ist. Die Entwicklung von Onlinediensten erfolgt aber derart rasant, dass die Accessibility oftmals nachträglich eingefordert werden muss.
Was ist ihr wichtigster Tipp für eine Organisation, die neu vermehrt digitale Zugänglichkeit und Inklusion realisieren möchte?
Die Absicht, die Accessibility umsetzen und zu leben, muss einer Top-down-Management-Philosophie und –Praxis folgen, und das erforderliche Know-how muss aufgebaut oder eingekauft werden.