Wenn man selber in Zürich wohnt, kommt man nicht um das Kennenlernen der Lokalradios herum. Sei es am Morgen beim Zappen der Sender, oder durch Kollegen, welche einem von Sendungen oder Comedy-Einlagen berichten.
So kommt es, dass ich natürlich gewisse Gags selber auch nachhören will, oder sogar als Podcast abonnieren will, damit ich keine Folge verpasse.
Diese beiden Anwendungsfälle habe ich nun als Anwender mit Screen-Reader auf folgende Lokalradios von Zürich getestet:
Ich habe versucht auf jeder Seite einen Podcast zu finden, oder eine Sendung nach zu hören.
Für neulinge empfehle ich folgende zwei Beiträge als Einführung in Accessibility zu lesen, um die unten beschriebenen Probleme besser zu verstehen.
Video der Uni Bern «Wie bedient ein Blinder, oder Sehbehinderter das Web?
Die Bedeutung der Überschriftenauszeichnung im Web
Fangen wir nun also an.
Radio 105
Bei diesem Sender fällt als erstes der vorlaute Radiostream auf.
Es gibt keine Möglichkeit diesen auszuschalten.
Um seinen Screen-Reader zu verstehen muss man das Flash-Plugin deaktivieren. Diese Massnahme erlaubt erst anschliessend ein navigieren auf der Seite.
Mit Mühe und Not kann man zufällig ausgewählte Ausschnitte nachhören. Es erfordert allerdings ein Expertenwissen und einen Trick, denn man muss das Plugin immer ein und ausschalten.
Ich konnte auf dieser Webseite keine Podcasts finden.
Abb 1.: Beispielansicht der 105 Website mit WAVE Accessibility Tags gekennzeichnet.
Abb 2.: Bei ausgeschaltetem CSS ist keine einheitliche Struktur erkennbar.
Radio Lora
Die Website von Radio Lora präsentiert sich hingegen bereits ganz anders. Es ist hier bereits möglich Sendungen nachzuhören.
Allgemein macht das navigieren auf der Seite spass. Es gibt verschiedene Überschriften, welche das Erfassen einer Struktur erleichtern. Es gibt allerdings auch auf dieser Seite Verbesserungsvorschläge. Der Link um die Suche auszulösen wird mir als «grösser Link» angesagt.
Abb 3.: Die Lora Website bei ausgeschaltetem CSS (Styles). Die zugrundeliegende Struktur ist schön sichtbar.
Radio24
Diese Internetseite bietet Podcasts an.
Es ist schnell möglich eine verpasste Sendung nachzuhören, allerdings ist die Überschriftenordnung beim 1 stehen geblieben. der Flashplayer der beim versteckten Telefon verwendet wird, ist bedienbar. Die Knöpfe werden angesagt. Allerdings sind auch hier einige komisch beschrifteten Grafiken wie «thumbnails/1284378100_1649043920» sichtbar. Andere Dekorationsgrafiken sind auch beschriftet, obwohl sie es nicht sein sollten. Alle Grafiken die nur zur Dekoration dienen, müssen ein leeres Alt-Atribut aufweisen.
Abb 4.: Die Radio24 Website bei ausgeschaltetem CSS (Styles). Die zugrundeliegende Struktur ist schön sichtbar.
Energy Zürich
Auf dieser Seite habe ich nach längerem surfen keine Möglichkeit gefunden, weder eine Sendung nachzuhören noch einen Podcast zu abonnieren.
Die einzelnen Artikel sind aber mit Überschriften gekennzeichnet. Es ist nicht unmöglich diese zu navigieren, aber die Seite macht trotzdem nicht einen sehr ordentlichen Eindruck. Dies liegt daran, dass die Hauptüberschriften, 1. nicht als solche gekennzeichnet sind, 2. aus Bildern bestehen, die – 3. über keine Alternativtexte verfügen.
Abb. 5: Screenreader können diese Hauptüberschriftenbilder nicht lesen.
Radio Zuerisee
Es gibt einen «Status Login Rahmen»
Die Podcasts können direkt auf der Hauptseite unter «Podcasts“ abonniert werden.
Es ist somit also kein Problem die dargebotenen Sendungen anzuhören.
Allerdings ist auch hier nicht wirklich eine Struktur vorhanden.
Abb. 6: Ausschnitt der Radio Zuerisee Website mit ausgeschaltetem CSS. Screenreader verpassen die Navigation leicht, weil sie diese vor Überschrift 1 suchen.
Fazit
Ich hoffe, dass in Zukunft auch die Lokalradios das Thema Barrierefreiheit anpacken werden, denn als Medien, haben Sie eine grosse Mitverantwortung in der Gesellschaft. Durch die oben genannten Hindernisse war es oft nur schwer möglich sich auf der Seite zurecht zu finden. Ich fühle mich benachteiligt, weil mir oft die Interaktion verwehrt bleibt. Ich kann somit nicht die Meinung zu aktuellen Diskussionen äussern und oft nur erschwert an Online-Wettbewerben teilnehmen. Ich würde mich freuen, wenn wir durch die bessere Zugänglichkeit der Webangebote auch unsere Meinung der Gesellschaft mitteilen können.