Einblick in das Projekt Barrierefreie Kommunikation an der ETH Zürich

Einblick in die Arbeiten am Programm Hindernisfreiheit an der ETH Zürich: Menschen mit Behinderungen – seien es Studierende, Lehrende, Forschende, Mitarbeitende oder Besucher:innen – sollen im Verlauf der nächsten Jahre weitgehend uneingeschränkten Zugang zu den Gebäuden und Dienstleistungen der ETH erhalten.

Im Herbst 2020 hat die Schulleitung der ETH Zürich den Startschuss gegeben für die Umsetzung von Hindernisfreiheit an der Hochschule. Menschen mit Behinderungen – seien es Studierende, Lehrende, Forschende, Mitarbeitende oder Besucher:innen – sollen im Verlauf der nächsten Jahre weitgehend uneingeschränkten Zugang zu den Gebäuden und Dienstleistungen der ETH erhalten.

Über das Projekt «Barrierefreie Kommunikation»

Organisiert sind die Arbeiten zu mehr Hindernisfreiheit in einem Programm namens «Hindernisfreiheit an der ETH Zürich», bestehend aus 14 Teilprojekten. Den Aufbau wie auch Neuigkeiten zum Fortschreiten des Programms veröffentlicht die ETH auf ihrer Webseite Hindernisfreiheit an der ETH Zürich.

Nicht nur Veranstaltungen, Lehrmittel, Gebäude, Signaletik u.v.m. werden auf ihre Zugänglichkeit hin überprüft und angepasst. Es existiert auch ein Teilprojekt mit Fokus auf die Barrierefreie Kommunikation, welches ich leiten darf. Im folgenden Artikel gebe ich einen Einblick in die Arbeiten am Projekt, das bis voraussichtlich Mitte 2025 dauern wird.

Fokus und Bereiche des Projekts

Im Projekt soll die Barrierefreiheit der Kommunikationskanäle der ETH sichergestellt werden. Die bestehenden Kommunikationskanäle werden auf ihre Barrierefreiheit überprüft.

Webauftritt und Kursangebote

Zu diesen Kommunikationskanälen gehört einerseits der – sehr umfassende – Webauftritt der ETH. Eine der Herausforderungen, die sich uns dabei stellt, ist, dass die Inhalte von über 2000 Webredaktor:innen gepflegt werden. Für viele dieser Personen ist das Betreuen eines Web-Bereichs nur ein kleiner Teil ihres Aufgabengebiets. Manche erfassen sehr selten neue Inhalte. Andere sind Superuser, die das System mit seinen vielen Komponenten à fond kennen und intensiv nutzen. Die Diversität im Web-Wissen ist beträchtlich, nicht nur mit Blick auf das Thema der Barrierefreiheit. Diesen vielen Nutzer:innen aufzuzeigen, worauf sie achten müssen, wenn sie Inhalte erfassen und warum Barrierefreiheit uns alle betrifft, ist eine grosse Herausforderung. Dieser begegnen wir seit Herbst 2021 mit regelmässigen Inhouse-Kursen. Bereits gibt es eine generelle Sensibilisierungsschulung sowie Onlinesessions zu den Themen «Gute Alternativtexte schreiben» und «Accessibility-Prüfwerkzeuge in der direkten Anwendung». Es ist gut möglich, dass wir auch ein internes Kursangebot aufbauen zu den Grundlagen, wie man basierend auf Word möglichst barrierearme PDF-Dokumente erstellen kann.

Applikationen

Auch die meistgenutzten Applikationen werden auf Barrierefreiheit untersucht und angepasst, von der Zeiterfassung über die Raumreservation bis zu einem Bewilligungstool für Veranstaltungen. Die Herausforderungen sind dann besonders gross, wenn wir auf externe Partnerfirmen zählen (müssen), weil man die Programmierung an sie ausgelagert hat. Dabei sind gewisse Partnerfirmen sehr am Thema interessiert und ziehen mit uns am selben Strick. Bei anderen hingegen dürfte noch einige Überzeugungsarbeit auf uns warten.

Campus Channels

Dass auch die Campus Channels überarbeitet werden, ist naheliegend. Dabei handelt es sich z.B. um Info-Bildschirme, die in Eingangsbereichen aufgehängt sind, über Plakate bis hin zur Werbung im ETH-Bus. Für diese Informationskanäle werden Alternativen erarbeitet, beispielsweise eine Webseite, auf welcher dieselben Informationen auch immer auffindbar sind – natürlich in barrierefreier Aufbereitung.

Barrierefreie öffentliche Führungen

Jeden Dienstagabend veranstaltet die ETH Zürich öffentliche Führungen. Per 2022 wurden viele davon so angepasst, dass sie rollstuhlgängig sind. Über 20 Führungen stehen auch mit Gebärdendolmetschdienst zur Verfügung. Die Guides werden geschult, so dass möglichst alle Gäste den Führungen folgen können. Einer der wichtigsten Punkte ist hierbei die Awareness, das Bewusstsein für mögliche Barrieren, so dass den Guides bewusst ist, wo sich das nächstgelegene barrierefreie WC befindet, dass sie wissen, wie sie einen Blick vom Dach beschreiben müssen, damit auch Menschen mit Sehbehinderungen einen Eindruck erhalten, etc.

Team und Aufbau

In enger Zusammenarbeit mit den Informatikdiensten und der Abteilung Campus Services sind wir von der Hochschulkommunikation bestrebt, in den kommenden Jahren die Barrierefreiheit merklich zu erhöhen. Dass wir dabei auf die Expertise von Organisationen wie Zugang für alle und diversen Behindertenverbände zählen können, ist Gold wert für die ETH. Über diese Kontakte ist es uns zum Glück möglich, auch Menschen mit Behinderungen beizuziehen. Auch im programminternen Sounding Board, einem Gremium bestehend aus Vertreter:innen diverser Hochschulgruppen, nehmen Direktbetroffene Einsitz, was äusserst wertvoll ist.

Die Projekte sind in den eigentlichen Fachteams verankert, die sich auch im Arbeitsalltag um die entsprechenden Themen kümmern. So ist das Projekt «Barrierefreie Kommunikation» in der Abteilung Hochschulkommunikation verortet, das Projekt «Alarmierungs- und Evakuationskonzept überarbeiten» im Team Brand-? und Explosionsschutz (gehört zur Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Umwelt), das Projekt «Barrierefreie Lehrmittel erstellen» in der Abteilung Lehrentwicklung und -?technologie, usw. Das Programm wird also nicht auf einer zweiten Schiene gefahren, getrennt von der «normalen» Arbeit. Es werden nicht Massnahmen woanders diskutiert und von aussen aufgepfropft, sondern von denen entwickelt, die direkt am Thema arbeiten. Das hat sich bisher sehr bewährt.

Fazit

Es ist mir wichtig zu betonen, dass wir an und mit der ETH unterwegs sind auf einer Reise zu mehr Barrierefreiheit. Noch ist das Ziel in weiter Ferne. Gleichzeitig empfinde ich jeden Schritt, den wir dabei vorwärts machen, als wichtigen Schritt und freue mich, dass so viele Projektmitarbeitende am gleichen Strick ziehen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .