Sichtbares für Blinde mit Absicht unsichtbar machen

Mit dem heutigen Blog-Beitrag möchten wir ein Aria-Attribut vorstellen, welches es ermöglicht, gewisse Inhalte einer Webseite nur für Screen-Reader zu verstecken.
Auf dem Boden wird der Schatten eines Baumes sichtbar.

Es handelt sich um das Attribut aria-hidden=“true“. Im Augenblick, wo diese Zeilen entstehen, fällt mir auf, dass es etwas paradox ist, denn normalerweise sind doch oft Informationen für uns nicht sichtbar, welche sichtbar sein sollten und ich stelle Ihnen gerade ein Mittel vor, um Informationen vor mir, beziehungsweise anderen Screen-Reader-Anwendern zu verstecken.

Es klingt zwar komisch, aber es gibt wenige Situationen wo Screen-Reader-Anwender froh sind, wenn Sie gewisse Informationen nicht sehen, da diese bereits in anderer Form auf der Webseite vorkommen, oder nicht nötig sind und somit den blinden Anwender nur verwirren.

Nehmen wir an, sie sind auf einer Aktienwebseite, wo Werte in Tabellen angegeben sind und zusätzlich ein grafischer Chart gezeigt wird, da sind sie froh, wenn sie diese Chart ausblenden können, sofern die daraus ersichtlichen Informationen anderweitig für blinde Anwender verfügbar sind. Wenn Sie z.B. auf einer Seite eine Wegbeschreibung in Textform haben und zur Veranschaulichung das unzugängliche Skript von Google Maps eingebunden haben, können Sie diesen Bereich verstecken, da der blinde Anwender mit den unklar beschrifteten Informationen nichts anfangen kann.
Um dies zu erzielen setzt man das Attribut aria-hidden=“true“ ein. Setzt man dieses Attribut vor dem entsprechenden Element, werden alle untergeordneten Elemente vor dem Screen-Reader versteckt. So kann man z.B. einen Div-Bereich komplett für Screen-Reader-User unsichtbar machen. Dieses Attribut kann z.B. auch sinnvoll bei einer modalen Lightbox eingesetzt werden, wo die Elemente im Hintergrund zwar für sehende Anwender sichtbar sind, aber nicht anklickbar.

Demonstration des Attributs

Lesen Sie die folgenden zwei Absätze einmal mit dem Screen-Reader durch.

Dieser Absatz ist sichtbar für Screen-Reader.

die blinden Anwender werden sicher gemerkt haben, dass nur ein Absatz sichtbar ist. Der zweite Absatz wurde absichtlich für Screen-Reader ausgeblendet. Es ist also nicht verwunderlich, dass der zweite Absatz für sehende Anwender sichtbar ist, aber nicht vorgelesen wird.

Fazit

Grundsätzlich sollte man immer versuchen uns alle Informationen zugänglich zu machen. Um Redundanzen und Verwirrungen zu meiden, kann es in Ausnahmefällen sinnvoll sein, das Attribut Aria-Hidden einzusetzen. Es wird aber empfohlen, dieses Attribut immer mit Vorsicht anzuwenden.
Weitere Informationen zu Aria-Attributen

3 Kommentare zu “Sichtbares für Blinde mit Absicht unsichtbar machen

  1. Hallo Danielo,

    ich halte diese Denkrichtung für grundsätzlich falsch (wenn auch die zugrundeliegende Absicht und das damit verbundene ZIel zu begrüßen sind).

    Ich würde Ansätze richtiger finden, die Inhalte einfach entsprechend klassifizieren, wie z.B. durch ein Attribut «alternative representation of content already present in the same context, suitable for sighted users only» (also so was wie «Inhalt wiederholt Vorhandenes in anderer Form, ist nur für Sehende nützlich»).

    Wir sollten außerdem nicht vergessen, dass Screenreader beispielsweise auch von Anwendern eingesetzt werden, die nicht vollständig blind sind.

    Ganz allgemein sollten wir niemals Information einfach verstecken – es könnte immer jemanden geben der sie doch benötigt. Statt dessen sollte Information, die nur für einen Teil der Nuzter relevant sein dürfte, entsprechend ausgeweisen sein. Ein blinder Srceenreader-Nutzer könnte sich dann über persönliche Programmeinstellungen entscheiden, sich diese Informationen nicht vorlesen zu lassen.

    Dieser von mir präferierte gedankliche Ansatz hat übrigens weitere Implikationen: man sollte z.B. auch überlegen, in ganz normaler Software so etwas wie Alternativ-Texte auch für Sehende anzeigbar zu machen (dann würden diese Text auch besser werden und häufiger vorkommen – Sonderlocken habe immer die Neigung, in der breiten Umsetzung zu scheitern). Barierefrefreiheit muss in alle Richtungen funktionieren (können).

    Olaf Drümmer

  2. @ olaf drümmer

    Erstmals herzlichen Dank für deinen Kommentar.
    Da wir durch den Screen-Reader Ansicht schon sehr viele Informationen bekommen, sind wir natürlich froh, wenn irrelevante Sachen nicht angesagt werden. Die Idee, dass der Nutzer individuell beim Screen-Reader einstellen kann, ob er Objekte mit entsprechender Klassifizierung angesagt haben will, finde ich hingegen sehr verlockend. Gerade Menschen, welche nicht vollständig blind sind, aber Screen-Reader für das Lesen längerer Texte einsetzen, könnten z.B. durch eine individuelle Einstellung mittels eines Tones auf versteckte Elemente aufmerksam gemacht werden. Das Alternativtexte auch für sehende Nutzer angezeigt werden sollen, mag durchaus auch seinen Sinn haben. Ich denke auch Symbole sind oft nicht immer sehr eindeutig.

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