Der erste Flugsimulator für Blinde

Wie kann ein Flugsimulator gleichzeitig realistisch und barrierefrei sein? Die Firma BPC hat sich dieser Herausforderung gestellt. Was dabei herausgekommen ist beschreibt dieser Beitrag.
Zwei junge Menschen sitzen im Flugsimulator. Eine Frau erklärt einem Mann etwas.

AudioGames gibt’s bereits seit einigen Jahren. Diese Spiele sind so programmiert, dass man sie meistens ohne visuelle Hilfe spielen kann. Es wird dafür umso mehr in Detailgenauigkeit bei den Sounds investiert. Das Shooter Spiel Doom wurde als Shades of Doom in einer Audioversion nachgebaut. Um dem blinden Spieler ein dynamisches Spielerlebnis zu ermöglichen, können verschiedene Statusinformationen und Koordinaten zum Gegner auf Knopfdruck abgefragt werden. Um das Spielerlebnis nicht zu beeinflussen werden z.B. in einer Panzersimulation die Angaben vom General per Funk durchgegeben. Um die Vorstellung des Spielfelds zu vereinfachen, wird dieses meist in Sektoren aufgeteilt. Die Aufteilung des Spielfeldes wird immer sehr ausführlich beschrieben und gehört zu den ersten Dingen, welche man in der Spielanleitung lesen sollte um das Spiel zu verstehen. Weitere Unterstützung bieten z.B. beim Zielen Pieptöne, die immer höher werden, wenn das Ziel in optimaler Schussweite ist.

Der Flugsimulator Three-D-Velocity

Flugsimulatoren sind heute für sehende Spieler sehr realistisch nachgebaut. Da ein Flugzeug zu steuern auch sehr komplex ist, bieten auch die Simulatoren unendliche Schalter und Möglichkeiten. Bis ein Flugzeug startet, muss man mehrere Schalter, Schubregler und Instrumente beobachten und steuern. Dies macht es natürlich umso schwieriger dasselbe Simulationserlebnis ohne Bild darzustellen.

Die Firma BPC-Programs hat aber einen gewaltigen Schritt in diese Richtung gemacht. Mit ihrem Flugsimulator Three-D-Velocity hat sie es erstmals geschafft der blinden Community eine Kampfjet-Simulation zur Verfügung zu stellen.

Die Steuerung ist nicht schwer, aber hat genau den richtigen Schwierigkeitsgrad um aufzuzeigen, dass man ein Flugzeug fliegt und eben nicht nur ein einfaches Auto fährt.

Um das Fliegen zu erlernen, gibt es einen sogenannten Racing-Mode. Man fliegt gegen zwei andere Gegner und hat eine vorgegebene Strecke. Die Waffen können eingesetzt werden um den Gegner zu verlangsamen. Dieses Trainings-Level ist sehr wichtig, da man nicht nur mit den Pfeiltasten steuern kann. Beim Flugzeug ist es wichtig, dass man immer eine gewisse Höhe hat und genug Geschwindigkeit um Lenkungsmanöver durchzuführen. Während des Trainingsflugs macht man sich auch mit den verschiedensten Alarmanlagen und Instrumenteninformationen bekannt.

In folgendem Audiobeispiel werde ich einen Start-Flug versuchen und in der Luft Informationen über die Geschwindigkeit und Koordinaten zu meinen Gegnern abfragen.

Beschreibung der Geräusche

Der tiefe Summton, der kommt und geht gibt mir die Richtung an, die ich fliegen muss. Er ertönt auch immer unterschiedlich in den Kopfhörern. Die Stimme gibt auf Tastenkommandos verschiedene Informationen an. „Racer one“ und „Racer two“ sind meine Gegner. Ich heisse im Spiel Rhyan. Wie man am Ende des Spiels hören kann: „Rhyan came in as first.“ Ich habe also hiermit das Rennen gewonnen. Wie erwähnt, der „Racing-Mode“ ist nur eine Übung, es gibt natürlich auch richtige Kämpfe und Missionen, die aber in der Demo-Version nicht verfügbar sind.

Ich hoffe, dass sich Entwickler ermutigen lassen ihre grafischen Spiele mit entsprechenden zugänglichen Audio-Interfaces aufzurüsten. Ein dickes Lob an BPC-Programs.

Falls ihr selber ein Audiogame versuchen wollt, welches nicht so komplex ist, ladet euch Minebuster, eine Reproduktion von Minesweaper herunter.
flugsimulator2

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