Die einfache Bedienung von Nas wird zur Barriere

Als Blinder möchte man bestmöglich von der Technik unterstützt werden. Allerdings können schnell Barrieren auftreten. Dieser Beitrag berichtet von den auftretenden Problemen bei der Bedienung von Nas.
Viele eingesteckte Kabel in einem Glasfaserkabelträger

Einleitung

Weboberfläche der Synology Rack Station

In meiner Freizeit konsumiere ich verschiedene multimediale Inhalte. Musik macht davon einen grossen Teil aus. Da meine CD-Sammlung immer mehr digitalisiert wird, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, diese Inhalte zentral an einem Ort zu lagern, um anschliessend einfach mit den verschiedensten multimediafähigen Geräten darauf zuzugreifen. Das Digitalisieren der Sammlung bietet für mich als Blinden einige Vorzüge. Es ist z.B. möglich, selbständig und speditiv einen bestimmten Titel abzuspielen, ohne im Regal nach der passenden CD zu suchen und den Track auf der passenden Disc anzuwählen. Da in meiner Wohnung in zwei Räumen ein Multiroom-System von Sonos steht, kann ich beide Räume mit anderen Inhalten meiner Sammlung beliefern. All diese Gründe haben mich dazu bewegt, mich nach einer energiesparenden Lösung umzusehen, welche meine Inhalte zentralisiert meinem Netzwerk zur Verfügung stellt.

Wahl des Geräts

Aus platzsparenden- sowie energietechnischen Gründen habe ich mich für ein Nas entschieden. Nun stellte sich die Frage: was für eines? Wie richtet man überhaupt so etwas ein? Recherchen im Internet zeigten, dass die Konfiguration dank eines Webinterfaces laut Hersteller ganz leicht möglich sei und keinerlei Shell-Kenntnisse erfordere, obwohl ein Linux als Basis dient.

Ich habe mir verschiedene Demos der Webinterfaces angeschaut. Keines konnte wirklich mit barrierefreier Umsetzung punkten. Ich habe mich dann für das Webinterface von Synology entschieden, was nicht barrierefrei ist, aber mit Ach und Krach den Anschein machte, als ob es bedient werden könne.

Nun stand ich also mit einem frisch gekauften Synology-Nas zu Hause. Im Kopf schwirrten noch die Gedanken, dass alles einfach und schnell eingerichtet werden kann.

Erfahrungen

Nach dem Einstecken der Hardware begannen auch schon die ersten Hürden. Die Software um das Synology-Nas im Netzwerk zu finden ist nicht barrierefrei. Die Elemente der Applikation werden einem gar nicht angesagt. Also musste ich mit dem Einschränken der IP-Range im Router durchprobieren, bis mir das Webinterface antwortete. Diese Aufgabe kann unter Umständen ein blinder Durchschnittsanwender schon vor unlösbare Hürden stellen.

Die Entwickler des Webinterfaces haben wohl noch nie etwas von den WCAG 2.0 gehört.”> Die Webseite des Interfaces bietet keinerlei Orientierungshilfen. Was besonders schlimm ist: fast alle Schalter werden als „unbeschriftete Schalter“ angesagt. Als
Blinder ist man also gezwungen, durch drücken und abzählen der Schalter zu lernen, was diese bewirken. Dieses Verfahren kann aber gerade in der Vergabe
von Berechtigungen sehr gefährlich sein.

Für das Einrichten von zwei Benutzern mit je 2 Ordnern habe ich 2.5 Stunden benötigt. Dies liegt nicht am fehlenden technischen Verständnis, sondern viel mehr am unzugänglichen Webinterface.

Um hier für mich einen vereinfachten Zugang zum Gerät zu haben, bin ich wohl gezwungen, mich mit der Shell auseinander zu setzen. Traurig ist nur, dass man für nicht technisch versierte Nutzer mit dem Webinterface eine Vereinfachung entwickelt hat, die Menschen mit einer Behinderung einfach verwehrt bleibt. Doch auch ich gehöre zu jenem Personenkreis, der beim Erkunden einer Benutzeroberfläche weiss, was er tun muss und kann. Die Shell verlangt, dass man exakt weiss, was man vor hat und tun möchte.

Fazit

Technik soll mich unterstützen. Wenn die Bedienung einer Weboberfläche eine Vereinfachung für die Mehrheit der Benutzer bietet, sollten auch blinde Menschen davon vollen Gebrauch machen können. Es ist schade, dass man für die Bedienung unzugänglicher Geräte ein Vielfaches der kognitiven Leistung verbraten muss.

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