Die Wahlen, ein Grundrecht jedes Schweizers

Auch wenn die Nationalratswahlen, sowie Ständeratswahlen bereits vor einigen Wochen stattgefunden haben, möchte ich es nicht versäumen ein paar Gedanken und Erfahrungen zu meinem Wahltag los zu werden.
Schweizer Bundeshaus von innen. Tische und Stühle, ein Landschaftsbild an der Wand.

Wie alles begann

In den Medien wurden die Wahlen ja sehr breit thematisiert. Dies weckte in mir das Bedürfnis selber an der politischen Zukunft unseres Landes mitzubestimmen. die drastischen Sparmassnahmen der letzten Jahre, welche durch die Politik verordnet wurden, bekam auch ich zu spüren. Da das Wählen von einer öffentlichen Einrichtung angeboten wird, dachte ich mir, es muss ja kein Problem sein zu wählen, da die Dienstleistungen der Öffentlichen Hand zugänglich sein müssen. Ich informierte mich also im Internet über die Kandidaten und nahm die Wahlhilfeplattform vimentis als Entscheidungshilfe (smartvote konnte ich als Blinder Anwender übrigens überhaut nicht benutzen). Nun hatte ich also meine Informationen und eine mögliche Wahlempfehlung.

Der Wahlablauf

Da ich nicht in der Lage bin Stimmzettel von Hand auszufüllen, und es nicht möglich ist per Internet abzustimmen, erhoffte ich mir auf der Gemeinde ohne Probleme Unterstützung zu bekommen. Ich nahm mir also das Telefon und rief an. Nachdem ich mein Anliegen geschildert hatte, war die erste Frage, ob ich den keinen Betreuer hätte, der mir die Zettel ausfüllen könnte. Ich antwortete anschliessend, dass ich alleine lebe und das meiste per Internet erledigen würde. Die Dame war etwas verunsichert und behauptete, dass könne ja nicht sein, dass ich Niemand hätte, der mir etwas hilft. Ich fragte nochmals höflich um einen Termin und nach längerem Zögern, teilte Sie mir mit, ich solle doch nächsten Nachmittag vorbeikommen. Sie sagte mir, sie könne mir aber nicht 200 Seiten vorlesen.

Ich versicherte ihr, dass ich mich dank der Wahlplattform vimentis vorbereitet hätte und sie nur die Listen gemäss meinen Anweisungen ausfüllen müsse. Am Nächsten Tag erschien ich also zur vereinbarten Zeit im Büro. Eine Dame teilte mir mit, es müsse abgeklärt werden, ob Jemand Zeit hätte mit mir die Zettel auszufüllen. Nach 5 Minuten sagte eine weitere Dame, es sei gerade günstig, sie hätte nicht soviel zu tun und würde sich die Zeit nehmen. Mir kam diese Aussage so vor, als würde sie einen guten Zweck unterstützen. Wir füllten die Wahlzettel aus, und nach 20 Min waren wir fertig.

Offene Fragen und weiterführende Gedanken

Weshalb werden die Wahlunterlagen nicht in barrierefreier Form angeboten? Die technischen Möglichkeiten sind längst vorhanden und eine gesetzliche Verpflichtung gibt es auch dazu. Die Gemeinden müssten für Anfragen von Wählern mit Behinderungen vorbereitet sein und kompetent reagieren können, vor allem die Stadt Zürich. Ich konnte zwar abstimmen, trotzdem fühlte ich bei den Gemeindemitarbeitern, dass es etwas Neues war und sie es wahrscheinlich auch nicht als ihre Aufgabe ansehen, mir beim Ausfüllen beizustehen.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass es selbstverständlich wird, dass blinde Menschen auch wählen, ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag auch andere blinde Wähler motivieren kann von ihrem Recht Gebrauch zu machen, denn nur so können wir sensibilisieren und auf unsere Anliegen aufmerksam machen.

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