Im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit, für welche bereits der «Empfehlungskatalog für barrierefreie Desktop-Applikationen» ausgearbeitet wurde, ging es im zweiten Teil um die technische Umsetzung dieser Empfehlungen im Application-Framework eclipse RCP.
Gerade für Accessibility im Zusammenhang mit eclipse RCP gibt es kaum öffentlich zugängliche Dokumentationen. So musste zuerst durch eine intensive Suche und viel Trial & Error Klarheit geschaffen werden, welche technischen Möglichkeiten es gibt. Möglichkeiten um den Screenreader JAWS sprechen zu lassen, Wege um eine gute Navigationsfähigkeit zu erzeugen. Eine einfache, inhaltsleere Proof-of-Concept-Applikation diente dabei als Spielwiese und Test-Bed.
Die Massnahmen zur Erzeugung von Barrierefreiheit sollten möglichst sanft in eine bestehende Applikation eingebunden werden können. Daher wurde ein Modul entwickelt, welches in RCP-Applikationen implementiert werden kann: Das Modul regelt das Setzen von Texten, die vom Screenreader gelesen werden, und strukturiert die Tastatur-Navigation – zwei zentrale Funktionen für Barrierefreiheit.
In der Proof-of-Concept funktioniert das Modul gut. Umso genauer die Struktur der Applikation beschrieben werden kann, desto besser kann das Modul seine Fähigkeiten ausüben. Die Implementation des Moduls in beook, einer RCP-Applikation für digitale Lehrmittel, zeigte, dass die Applikation unbedingt technischen Finessen entsprechen muss, damit das Modul funktionieren kann. Um mit der vorhandenen Dynamik einer Applikation umgehen zu können, muss aber auch das Modul noch weiterentwickelt werden, um noch generischer Möglichkeiten abdecken können.
Das Modul ist somit noch kein Wundermittel für die einfache Erzeugung von Barrierefreiheit. Aber ein Baustein dazu.
Quellcode auf GitHub bereit
Für alle Programmierer, Entwickler und Entdecker steht auf GitHub der gesamte Quellcode der Proof-of-Concept-Applikation wie auch des Accessible Moduls bereit. Ebenso kann ein Zip mit der lauffähigen Proof-of-Conept-Applikation heruntergeladen werden. Das Git-Repository finden Sie hier: github.com/chrissharkman/accessibility
Bis das Modul in beook definitiv zur Anwendung kommt, müssen noch einige Hürden übersprungen werden. Und damit wäre es noch nicht erledigt, damit wäre erst eine minimale Barrierefreiheit erreicht. Die Vision, eine komplett barrierefreie Applikation für digitale Lehrmittel zu haben, bleibt bestehen.
Die komplette Bachelor-Arbeit «Accessibility für digitale Lehrmittel – Barrierefreiheit erhöhen in eclipse-RCP-Applikationen» wie auch die Vorarbeit «Blind am Computer» können unter tb.chrissharkman.ch heruntergeladen werden.
Hallo,
ich plane eine Artikelreihe über Barrierefreiheit bei Entwicklungsumgebungen. Hier möchte ich auch Eclipse untersuchen. Haben Sie diesbezüglich Erfahrungen?
Barrierefreie Grüße
Markus Lemcke
Guten Tag Herr Lemke
Ich habe privat etwas Erfahrung mit Eclipse. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich erst angefangen habe mich mit Java zu beschäftigen. Grundsätzlich kann man darin navigieren und arbeiten, aber man muss einiges anpassen, dass er gut läuft. Es muss z.B. eingestellt werden, dass er mit einem bestimmten Befehl zum nächsten Fehler springt.
Man muss immer in der jeweiligen Zeile Anfragen, ob es sich um einen Kommentar, oder eine gültige Syntax handelt. Aber ja, es gibt Bestrebung um Eclipse Barrierefrei zu machen, und ich bin mir sicher, dass es bei mir auch noch an fehlender Erfahrung mangelt. Wie gesagt, zur Zeit betreibe ich das Programmieren eher hobbymässig.