Flug mit Barrieren

So, nun habe ich meinen ersten transatlantischen Flug auch geschafft. Ich musste geschäftlich in die Vereinigten Staaten von Amerika fliegen. Für mich war diese Reise in mehreren Hinsichten ein Erlebnis. Zum einen war ich gespannt auf das Land, zum anderen auf den Flug selber.
Flugzeug von innen

Da ich aus meiner Arbeit weiss, dass die Airlines mit Landerecht in den USA barrierefreie Websites (inklusive Buchungssysteme) anbieten müssen, erwartete ich ein auch sonst tolles barrierefreies Flugerlebnis.
Angesichts der doch langen Flugzeit freute ich mich insbesondere auf eine zugängliche Infrastruktur im Flieger. Ich war gespannt, wie das Entertainmentsystem für Blinde zu bedienen ist und ob Filme mit Audiodeskription angeboten werden.

Leider wurde ich diesbezüglich von United Airlines enttäuscht.
Auf dem Hinflug fanden sich zwar Filme mit Audiodeskription im Angebot, doch diese waren nur auf dem Touch-Screen im Sitz auswählbar. Ohne fremde Hilfe ist das Auswählen nicht möglich. Die alternative Option, nämlich der Zugriff auf die angebotenen Filme via WLAN auf dem eigenen Mobile, war ebenfalls nicht zufriedenstellend. Mit VoiceOver liessen sich jedenfalls nicht alle Filme anwählen. Gerade der Zugriff mit dem eigenen Smartphone wäre eine gute und vergleichsweise einfache Möglichkeit, einen barrierefreien Zugriff auf das Entertainment zu ermöglichen.

Was aber, wenn es nicht um das Entertainment geht, sondern um das Anfordern von Hilfe? Da ist ein barrierefreier Zugang umso wichtiger. Auf dem Rückflug in die Schweiz bin ich genau so einer Situation begegnet.

In Flugzeugen gibt es meistens einen Klingelknopf. Die Flight Attendants bitten die blinde Person zu klingeln, falls sie zusätzliche Hilfe benötigt, beispielsweise um den Weg zur Toilette zu finden. Der Klingelknopf befindet sich über Kopf in der Nähe der Lüftung. In der Boing, mit welcher ich in die Schweiz zurückflog, war der Klingelknopf physisch nicht vorhanden. Er konnte nur im Entertainmentsystem mittels Touchscreen aktiviert werden. Da dieser über keine akustische Menüführung verfügte, konnte ich auf diesem Weg keine Hilfe anfordern. Ich musste mich also entweder laut bemerkbar machen oder mit der Flugbegleiterin vereinbaren, dass sie etwa jede Stunde nach mir fragt.

Ja, natürlich, grundsätzlich findet man immer eine Lösung, aber ich möchte im Flugzeug wie jeder andere Gast auch das Entertainmentsystem nutzen können. Ich möchte auch, wie alle anderen, die Filmliste mehrere Male durchscrollen, bevor ich mich für einen bestimmten entscheide. Wenn mir jemand die Liste der Filme vorliest, hat er oder sie kaum Zeit oder Lust, dies für mich mehrere Male hintereinander zu tun. Will ich mitten in einem Film abbrechen und einen anderen auswählen, bleibt mir das ohne externe Hilfe ebenfalls verwehrt. Ich möchte auch unbeschwert ruhen und diskret Hilfe dann anfordern können, wenn ich sie wirklich brauchen. Wäre die App barrierefrei zugänglich, könnte der «Hilfe-Ruf» im Entertainmentsystem integriert bleiben.

Ich hoffe, dass United Airlines ihr Barrierefreiheitskonzept überdenkt. Auch ich möchte ein durchgehend barrierefreies Reiseerlebnis haben!

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