Orientierung im Web durch Cursor, Fokusrahmen oder Stimmausgabe
Bei Computerbedienung per Maus zeigt der Cursor an, wo auf dem Bildschirm sich die Maus gerade befindet. Verwendet man zur Bedienung des Computers ausschliesslich die Tastatur, dann fehlt dieser Cursor. Damit Tastaturnutzende trotz fehlendem Cursor sehen können, wo sie sich befinden, gibt es den Tastaturfokus: Das fokussierte Element sollte gut sichtbar umrahmt sein. Auch Screenreader-Nutzende bedienen den Computer mit der Tastatur. Der Fokus ist dabei zwar nicht auf visueller Ebene relevant, das fokussierte Element wird aber von der Screenreader-Stimme ausgegeben, wodurch Nutzende wissen, wo auf der Seite sie sich derzeit befinden.
Fokusführung für alle
All diese Nutzungsgruppen sind auf eine sinnvolle Fokusführung angewiesen. Fokusführung beschäftigt sich mit der Reihenfolge der fokussierbaren Elemente. Der Fokus sollte linear durch die Seite führen, keine grossen Sprünge machen und immer sichtbar sein. Natürlich sollten auch alle wichtigen Elemente erreicht und bedient werden können. Beispielsweise sollte man bei einer Website per Tastatur zuerst durch die Hauptnavigation, von Menüpunkt zu Menüpunkt navigieren können. Aufklappbare Untermenüs sollten dabei auch erreichbar sein.
Während es für Menschen, die sehen, «nur» nervig ist, wenn die Fokusführung nicht gut gelöst ist und der Fokus herumspringt, kann dies für Screenreader-Nutzende verwirrend sein, da sie an einem anderen Ort landen als erwartet.
Umständlich geführter Fokus
Bei Websites aus den Branchen «Öffentlicher Verkehr», «Banken» und «Online-Shopping» trifft man häufig Schalter an, welche ein Dialogfeld oder Overlay öffnen. Meistens lassen sich diese Elemente auch wieder mit einem Bestätigungsschalter schliessen, so weit kein Problem. Öfter kommt es aber vor, dass man sich mit dem Screenreader auf die Suche nach dem Dialogfeld oder Overlay begeben muss. Nicht selten findet man diese schliesslich am Ende der Website. Der Fokus springt meist nicht automatisch auf den Inhalt des Dialogfeldes, bzw. Overlays, sondern verweilt auf dem zuvor betätigten Schalter. Nachdem man die Inhalte des Dialogfelds oder Overlays dann doch lesen konnte und das Element mit dem Bestätigungsschalter wieder verlassen möchte, landet man oft im «digitalen Nirgendwo». Weil der Fokus nicht auf den Schalter gesetzt wird, mit dem das Dialogfeld, bzw. Overlay geöffnet wurde, geht nun die Suche nach dem ursprünglichen Standort los.
Ein Beispiel für diese Schilderung ist das verbreitete Cookie-Banner. Meistens wird der Fokus nicht aufs Cookie-Banner gesetzt, wenn eine Website zum ersten Mal besucht wird. Beim Testen kommt es relativ häufig vor, dass erst eine Einwilligung zu den Cookies gegeben werden kann, wenn man bereits am Seitenende angelangt ist.
Sinnvolle Fokusführung für ein angenehmes Nutzungserlebnis
In den genannten Beispielen würde eine sinnvolle Fokusführung bedeuten, dass der Fokus nach dem Öffnen eines Dialogfeldes oder Overlays automatisch auf den Inhalt desselben gesetzt wird, und zwar an den Anfang des Inhalts. Wird das Dialogfeld, bzw. Overlay geschlossen, muss der Fokus wieder zurück auf den Schalter gesetzt werden, mit dem das Element geöffnet wurde. So gelangen Screenreader-Nutzende zum erwarteten Ausgangspunkt. Sinnvolle Fokusführung verhindert somit umständliches Navigieren und langwieriges Suchen nach relevanten Inhalten, spart Nutzenden dadurch Zeit und trägt insgesamt zu einem angenehmen Nutzungserlebnis bei.