Hintergrund
Dieser Schritt geschah zusammen mit der Gründung der Stiftung AIR – Accessibility Is A Right («Zugänglichkeit Ist Ein Recht»). Die Stiftung sieht Zugänglichkeit als ein Grundrecht für alle Menschen, unabhängig von finanziellen oder geografischen Bedingungen. Die durch die Stiftung gesammelten Spenden sollen dazu verwendet werden, ein diesem Grundsatz entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Konkret will man sich zunächst auf die Übersetzung von System Access To Go in weitere Sprachen, wie etwa Mandarin-Chinesisch, konzentrieren.
Wie’s Geht
Laut den Angaben des Herstellers soll System Access To Go (Kurz «SA To Go») auf jedem mit einer aktuellen Windows und Internet Explorer Version ausgerüsteten PC laufen.
Um die Anwendung zu starten, sei es lediglich notwendig, wie Adresse www.satogo.com in den Microsoft Web Browser einzugeben und dann den englischen Anweisungen zu folgen.
Zunächst werden ungefähr 20 mb Daten auf den verwendeten PC herunter geladen. Danach steht SA To Go zur Verfügung und ermöglicht dem blinden User mit Hilfe einer Sprachausgabe den Zugang zum Internet Explorer, aber auch zu vielen weiteren Applikationen. So sollen PDF-Dokumente gelesen oder Office-Anwendungen bedient werden können. Wird das SA To Go Fenster wieder geschlossen, wird der Screenreader herunter gefahren und vollständig vom System entfernt.
SA To Go soll überall, wo keine feste Installation eines Screenreaders möglich ist, zur Anwendung kommen. Als Beispiel nennt Serotek öffentlich zugängliche Computer, wie jene in Bibliotheken oder Internet Cafés.
Kurztest
Die Idee der Software scheint wirklich gut zu sein. Die kurzen Tests, die ich bisher durchführte, verliefen meist überraschend Problemlos – SA To Go, welches schon durch einfache Handhabung überzeugt, ermöglichte den Zugang zu gängigen, kommerziellen Anwendungen, aber auch zu Open Source Software, wie etwa dem Multi-Messenger Miranda.
Anzufügen ist, dass ich meine Tests auf einem Computer durchführte, auf welchem bereits der populäre JAWS Screenreader installiert war. JAWS, welches bei der Erstinstallation die Windows-Konfiguration merklich verändert, hat SA To Go möglicherweise die Arbeit erleichtert.
Negativ fielen die auf englische Computersysteme angepasste Benutzerführung, die englische Sprachausgabe in Kombination mit meinen deutschen Computerprogrammen und die nicht auf langsame Internetverbindungen ausgerichtete Downloadgrösse von SA To Go auf. Gerade letzterer Punkt wirft die Frage auf, in wiefern SA To Go bereits zur weltweiten Zugänglichkeit beiträgt – man denke nur an Internetverbindungen in Entwicklungsländern. Auch schade ist, dass SA To Go keine Braillezeilenunterstützung anbietet.
Kostenlos aus reiner Überzeugung?
Es sind denn auch spezielle, fortgeschrittene Features, welche laut Serotek’s Philosophie die finanzielle Zukunft des Unternehmens sichern sollen. Nach dem kostenlosen Verfügbar-Machen von SA To Go heftig kritisiert, zeigte Unternehmens-CEO Mike Calvo in einem Blog Post auf, dass man sich durch die Distribution des Gratis-Produktes durch die AIR Stiftung indirekt zu Einkommen verhelfen will. Wer mehr will als einfachen Sprachausgaben-Zugang zu einem Computer, kann bereits jetzt auf eine vielseitige Produktpallette aus dem Hause Serotek zurück greifen. Die kostenpflichtige Version System Access Standalone etwa, welche auf die klassische Weise installiert wird, bietet unter anderem die Unterstützung des Entfernten Zugriffs (Remote-Access) auf den Heim-PC. Das Produkt kostet in der Vollversion rund CHF 450.– und hält sich damit deutlich unter dem Preis von vergleichbaren Konkurrenzprodukten. Ausserdem unterhält Serotek das System Access Mobile Network (SAM) – ein abonnierbares Dienstleistungspaket, welches unter anderem den Zugriff auf eine Online-Videothek (Tonspuren von Audiodescription-Filmen), einen Nachrichtendienst und eine persönliche Webpage gestattet. IN den USA werden Serotek-Produkte jetzt schon zur beruflichen Eingliederung empfohlen – nicht nur ihres Preises wegen.
Fazit
Die Idee eines kostenlosen Screenreaders ist nicht neu. Dennoch scheint Serotek mit seiner Produktepallette einen klar anderen Weg zu gehen als die üblichen Screenreader-Anbieter. Das Resultat sind Entwicklungen, welche aufhorchen lassen und ein Schritt zu grösserer Zugänglichkeit, den man loben darf.