Praktische Barrierefreiheit von handelsüblichen E-Books

Egal von wo man die E-Books bezieht, ob vom Play Store > Bücher (Google), von einer Buchhandlung beziehungsweise einem Verlag oder vom Book-Store von Apple und egal in welchem Format die Bücher vorliegen (meistens PDF oder E-Pub): Es fehlt meistens an den grundlegenden strukturellen Elementen wie Überschriften, Listen und Tabellen.

Um es gleich vorweg zu nehmen, der Beitrag ist ein reiner Erfahrungsbericht und keine Anleitung wie man E-Books barrierefrei machen kann.

Da ich mehrfachbehindert bin, bin ich, als ich vor gut zwei Jahren mit Programmieren als Hobby angefangen habe, auf die Idee gekommen, hauptsächlich E-Books zu verwenden, damit ich neben meinem Notebook nicht auch noch schwere, sperrige Bücher rumschleppen muss. Leider hat sich gezeigt, dass E-Books für Sehbehinderte nicht besonders zugänglich sind.

Fehlende Barrierefreiheit bei E-Books

Egal von wo man die E-Books bezieht, ob vom Play Store > Bücher (Google), von einer Buchhandlung beziehungsweise einem Verlag oder vom Book-Store von Apple und egal in welchem Format die Bücher vorliegen (meistens PDF oder E-Pub): Es fehlt meistens an den grundlegenden strukturellen Elementen wie Überschriften, Listen und Tabellen. Visuell sind diese natürlich vorhanden, aber auf nicht-visueller Ebene fehlen diese meistens. Oder Code-Beispiele sind nicht korrekt in der logischen Struktur des Dokumentes eingebunden, was dazu führt, dass diese teilweise unsinnig vorgelesen werden. Da ich unter anderem sehbehindert bin, verwende ich, wenn immer möglich Screenreader, da dies für mich weniger ermüdend ist als ein Buch zu lesen.

Aber wie Sie sich sicher vorstellen können, gestaltet sich das «Lesen» eines Fachbuches schwieriger beziehungsweise zeitaufwendiger, wenn man ohne Überschriften und ohne Alternativtexte arbeiten muss. Gerade zu den Screenshots, die in Büchern zum Thema Programmieren häufig vorkommen, sind fehlende Alternativtexte ärgerlich. Dass es ausserdem nicht möglich ist, schnell mal eine Überschrift anzuspringen, bremst mich zusätzlich. Dieses direkte Anspringen von Überschriften ist etwas, was Screenreader-AnwenderInnen gerne zur schnellen Navigation in PDF-Dokumenten oder auf Webseiten machen.

Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie erhalten ein 300-seitiges Buch als reine Text-Datei ohne jegliche Formatierung wie Überschriften und natürlich auch ohne Bilder respektive Beschreibungen dieser. Ich bezweifle, dass Sie damit effizient etwas bestimmtes nachschlagen könnten, ausser Sie wüssten genau, wonach Sie suchen. Dann könnten Sie die Suchfunktion verwenden.

Nicht nur ist ein solches Arbeiten nicht besonders effizient; Es ist auch sehr «kopflastig» und somit entzieht es einem auch Ressourcen, die sonst für die eigentliche Arbeit zur Verfügung stehen würden.

Umgang mit den Unzulänglichkeiten der E-Books

Auch bedingt durch die Corona-Krise habe ich mir inzwischen doch einige E-Books zugelegt und mir einige Workarounds angeeignet. Wie ich oben geschrieben habe, setze ich Screenreader als Unterstützung zum visuellen Arbeiten ein, sodass mir beispielsweise schon die Möglichkeit, den Text grösser oder in einer anderen Farbe anzuzeigen, das Lesen erleichtert. Beispielsweise ist die Farbe Beige, die viele E-Book-Reader auf mobilen Plattformen anbieten, nützlich für mich. Wenn ich einer Überschrift begegne, von der ich annehme, dass ich sie öfter mal schnell wiederfinden muss, setze ich ein Lesezeichen. Diese kann ich dann mit der Lesezeichenfunktion und dem Screenreader anspringen. Ich habe inzwischen auch festgestellt, mit welchen E-Book-Readern ich gut umgehen kann.

Ich habe auch herausgefunden, dass es für mich auch sinnvoll sein kann, E-Bücher auf einer mobilen Plattform zu lesen, während ich auf dem Notebook programmiere. So bin ich nicht gezwungen, die Leseposition mit dem Screenreader zu verlassen, während ich in der Entwicklerumgebung herumwusle, sondern bin im Buch noch immer am selben Ort (anderes Gerät).

Fazit

Ich finde es sehr schade, dass gerade für Menschen deren Mobilität eingeschränkt ist und die vielleicht auch die finanziellen Möglichkeiten für Kursbesuche nicht haben, der Weg des Selbststudiums nicht durch barrierefreie oder zumindest barrierearme E-Books erleichtert wird.
Gerade in Zeiten, in denen Social Distancing vielleicht für Menschen mit einer Behinderung besonders wichtig ist und Weiterbildung ebenfalls sinnvoll erscheint, werden Menschen mit einer Behinderung unnötigerweise benachteiligt.

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