«Wenn man nicht mehr darüber reden muss, haben wir unser Ziel erreicht»

Seit drei Monaten ist Markus Böni Geschäftsleiter von «Zugang für alle». Wer er ist und was er sich für die Zukunft der Stiftung wünscht, verrät er in diesem Interview.
Markus Böni im Büro von Zugang für alle

Markus Böni hat graue Haare, ist Brillenträger und sitzt im Rollstuhl. Wenn er aufstehen könnte, wäre er etwa 1.65m gross. Markus beschreibt sich selbst als sehr neugierig, was auch sein Motto ist. Er hat Freude am Leben, lacht gerne und viel und bläst selten Trübsal. Er hat eine offene Art und interessiert sich für andere Menschen und das, was sie erlebt haben.

Was begeistert Dich am Thema «Digitale Barrierefreiheit»?

Die Arbeit in diesem Bereich ist sehr erfüllend und sinnstiftend. Es ist ein wichtiger Dienst für die Gesellschaft und es gibt noch viel zu tun. Die digitalen Technologien bieten so viele Möglichkeiten und es ist eine riesige Chance, diese so zu gestalten, dass sie für alle Menschen barrierefrei nutzbar sind. Das schafft Lebensqualität für Menschen mit einer Behinderung. In der Gesellschaft hat allerdings besonders die digitale Barrierefreiheit einen schweren Stand, weil sie nicht so sichtbar ist. Eigentlich sollte sie in der heutigen Zeit als selbstverständlich angesehen werden. Wenn die digitale Inklusion alltäglich wird und man nicht mehr darüber reden und sensibilisieren muss, haben wir als Stiftung unser Ziel erreicht.

Welchen Hintergrund bringst Du mit?

Durch meinen beruflichen und privaten Hintergrund habe ich bereits einige Erfahrung im Bereich der Barrierefreiheit. Dank meiner vorherigen Tätigkeit bei der Pro Infirmis, wo ich die Fachstelle Inklusion Ostschweiz und Graubünden aufbauen durfte, konnte ich mir ein gutes Netzwerk aufbauen. Ich habe auch schon einige Projekte im Bereich der Inklusion geleitet. Ursprünglich komme ich aus dem digitalen Bereich, wo ich in der Geoinformatik arbeitete. Ich habe ein grosses Interesse am Thema «digitale Barrierefreiheit und Inklusion» und habe daher auch die Ausbildung bei «Zugang für alle» angefangen, um mehr darüber zu lernen. Dieses Wissen zusammen mit meiner persönlichen Betroffenheit sowie die Erfahrungen aus meiner früheren Tätigkeit helfen mir, die Aufgaben als Geschäftsführer fundierter auszuführen.

Wie geht es Dir in der neuen Rolle als Geschäftsleiter?

Die neue Rolle macht mir viel Spass, auch wenn die letzten paar Wochen sehr intensiv waren. Ich durfte viel Neues lernen, da mir das Stiftungswesen zuvor kaum bekannt war. In der Geschäftsleitung gibt es viele spannende Aufgaben, es geht um das grosse Ganze und auch um viele kleine Details. Ich merke, es gibt noch viel zu tun. Einerseits erhalten wir aktuell viele Anfragen, die wir bewältigen müssen. Andererseits ist im Stiftungsauftrag noch viel mehr enthalten, als wir bisher umsetzen. Als Geschäftsleiter sehe ich es als meine Aufgabe, das Team sicher zu führen und immer ein offenes Ohr für die Mitarbeitenden zu haben, sowie unterstützend in den Projekten mitzuwirken und das Netzwerk zu pflegen.

Wo trifft man Dich, wenn Du gerade nicht für «Zugang für alle» arbeitest?

In den vergangenen paar Wochen hatte ich ehrlich gesagt neben der Arbeit nicht viel Zeit für anderes. Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie draussen in der Natur, in den Bergen. Reisen und Fotografieren machen mir Spass. Ich bewege mich gerne, sei es mit dem Velo oder im Sledge Hockey. Es kann auch gut mal sein, dass ich nachts einen NHL Eishockeymatch schaue, wenn es aufgrund der Zeitverschiebung nicht anders möglich ist.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft der Stiftung?

Ich wünsche mir, dass wir als Stiftung eine proaktive Rolle einnehmen können und nicht nur reagieren. Wir wollen unsere Kunden und Partner kompetent und verlässlich bedienen. Auch die Ausbildung soll ein Schwerpunkt sein, durch die wir Agenturen dabei unterstützen, die Barrierefreiheit von Anfang an zu bedenken. Wir wollen sensibilisieren und neue, innovative Lösungen entwickeln sowie einen aktiven Part in der digitalen Inklusion übernehmen. Auch Aspekte wie die Leichte und Einfache Sprache sollen in Zukunft eine Rolle spielen. Ich wünsche mir, dass «Zugang für alle» eine florierende, hochwirksame Organisation ist, die einen Beitrag dazu leistet, dass der inklusive Gedanke in der Gesellschaft Alltag wird. Wir wollen wachsam sein auf Strömungen und diese mitlenken können. Aber vor allem habe ich die Hoffnung, dass wir immer neugierig bleiben.

Ein Kommentar zu “«Wenn man nicht mehr darüber reden muss, haben wir unser Ziel erreicht»

  1. Lieber Jacoba,
    toll, dass du uns die Geschichte von Markus erzählst. «Zugang für alle» ist so wichtig und in der jetzigen Gesellschaft kommt auch ein Verständnis für die Notwendigkeit auf. Mein Chef hat z.B. als wir umgezogen sind, sich darum bemüht, dass die Hausverwaltung einen Treppenlift anschafft. Er hat sogar eine Liste mit den Zuschüssen rausgesucht, da mit mir 4 Arbeitnehmer mobil eingeschränkt sind. Für Bürogebäude sollte Barrierefreiheit viel stärker auf der Agenda stehen. Das was wir physisch schaffen, auch digital zu leisten, bewirkt auch, dass jeder sich weiterbilden kann und nicht auf der Strecke bleibt. Ganz toll und wichtiges Thema!

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