Im Tagblatt vom 22. Mai ist folgender Artikel erschienen.
Herisau. Die Stiftung «Zugang für alle» hat den Internetauftritt des Kantons Appenzell Ausserrhoden als «barrierefrei» zertifiziert. Damit verfüge Ausserrhoden als erster Kanton über eine Website, die dem neusten Standard entspreche, teilt die Kantonskanzlei mit. Behinderte Menschen seien in der Schweiz nach wie vor von vielen Bereichen der Technologienutzung ausgeschlossen.
Hier findet man den ganzen Artikel auf der Site des Tagblatts
Wieso müssen sich gesunde, arbeitswillige und produktive Menschen eigentlich immer an die sie ausnutzenden Minderheiten anpassen? Türkische Wärmestuben können uns nicht vorantreiben. Ich würde einen völlig anderen Ton anschlagen und sagen: Jeder, der bei uns etwas kann und anstrebt, ist willkommen; der Rest sollte woanders hingehen.
Als Bundesbank-Vorstand muß ich stets an das Große und Ganze denken und nicht an irgendwelche Minderheiten, die unser Geld verzocken.
Sehr geehrter Herr Sarrazin,
Erst mal danke für Ihren Beitrag
Es stimmt, dass Menschen mit einer Behinderung eine Minderheit darstellen.
Menschen mit einer Behinderung «können» gleich viel oder gleich wenig wie Menschen ohne Behinderung.
Behindert zu sein, heisst nicht automatisch «nichts zu können». Menschen mit einer Behinderung sind nur in ihrer körperlichen Fähigkeiten eingeschränkt, weil sie z. B. nichts sehen, hören oder nur eine Hand einsetzen können, wie ich.
Durch die behinderungsbedingten Einschränkungen, können wir leider nicht so arbeiten wie nicht Behinderte Menschen.
Wer blind ist braucht z. B. ein Screen-Reader, der ihm den Inhalt einer Webseite vorliest und/oder in Blindenschrift ausgibt.
Damit z. B. ein Screen-Reader eine Webseite sinnvoll den blinden Anwender präsentieren kann, ist es nötig das die Webseite gewisse Voraussetzungen erfüllt. Ein Screen-Reader kann z. B. den Inhalt eines Bildes nicht erkennen ausser das Bild ist mit einer textbasierten Alternative hinderlegt.
Wenn man eine Behinderung hat, bedeutet das auch mehr Zeit aufwand, so dass wir mehr arbeiten müssen um die gleiche Leistung zu erbringen als Menschen ohne Behinderung und wir Behinderten leisten diese Mehrarbeit klaglos und kämpfen z. B. in den verschiedenen Therapien darum möglichst selbständig zu sein oder zu bleiben.
Ich hoffe, Ihnen mit meinen Ausführungen weiter zu helfen.
Für Fragen steht ihnen das Team der Stiftung «Zugang für alle» gerne zur Verfügung
Mit freundlichen Grüssen
Petra Ritter
mehrfach behinderte Accessibility-Spezialistin bei der Stiftung «Zugang für alle»
@Tilo Sarrazin
Lieber Tilo
Ich danke dir für deinen Kommentar. Deine Worte lassen mich vermuten, dass du nicht mit grossen Einschränkungen oder gar Verlusten in deinem Leben zu kämpfen hattest, ich wünsche dir von herzen, dass dies auch weiterhin so bleiben wird.
Gerade du als direktor der Bundesbank solltest ein Interesse haben, dass deine Dienstleistungen für alle Menschen zugänglich sind. Ich bin schlussendlich auch ein Kunde, durch das nicht ermöglichen des Zugangs, schliesst du einfach systematisch einen Marktanteil aus. Ich nehme an, dass es in deinem Land doch einige Menschen mit Behinderungen gibt, die du mit einer etwas offeneren Haltung zu deinen neuen zu friedenen Kunden zählen könntest. Denke auch stets daran, dass Behinderungen auch bei gesunden Menschen mit dem Alter eintreten können. Würdest du es gerecht finden, wenn familienangehörige von dir, aufgrund z.B. einer altersbedingten Sehschwäche oder durch einen Unfall mit einer körperlichen Einschränkung zu kämpfen haben als Parasiten angeschaut würden? Falls du durch einen Unfall dein Augenlicht verliehrst, sollten alle Banken dir ihre Dienstleistungen verweigern, oder nur gegen zusätzlichen finanziellen Aufwand anbieten?
Denke auch stets daran, dass ich mir z.B. meine Behinderung nicht ausgesucht habe und trotz den Gegebenheiten versuche ein ziemlich normales Leben mit Arbeit und allem zu führen.
Also, wünsche dir nochmals nur das beste und vielleicht etwas mehr einsicht für die Zukunft.
Freue mich auf angeregte Diskussionen.