Autismus und Barrierefreiheit

Seit 2008 wird am 2. April jährlich der Weltautismustag begangen. Eingeführt von den Vereinten Nationen stand der Tag auch schon unter dem Motto «Gemeinsam Barrieren aufbrechen für Autismus – Teilhabeschranken abbauen!».
Kleinkind setzt LEGO-Bauteile zusammen, man sieht seinen Oberkörper und sein Gesicht bis zur Nase

Gemäss Autismus Schweiz können die einzelnen Formen von Autismus nicht scharf voneinander abgegrenzt werden. Mischformen und fliessende Übergänge sind zu beobachten, welche sich in folgenden Punkten unterscheiden:

  • Schweregrad der autistischen Symptome
  • Allgemeine Entwicklung und Selbstständigkeit im Alltag
  • Das Alter beim Auftreten der ersten Symptome

Daher spricht man vom Autismus-Spektrum. So wird verdeutlicht, dass es sich um ein Kontinuum vom Symptomen und Schweregraden handelt.

Autismus ist eine nicht sichtbare Behinderung. Je nach Profil unterscheiden sich Menschen mit Autismus in vielen Punkten von Menschen ohne Autismus. Sie kommunizieren, interagieren und lernen manchmal ganz anders. Für viele ist Verlässlichkeit, Regelmässigkeit, Vorhersehbarkeit eminent wichtig. Unklare Anweisungen, plötzliche Veränderungen, Ablenkungen fallen für Menschen mit Autismus schwerer ins Gewicht. Was bedeutet das für Website-Verantwortliche?

Digitale Barrierefreiheit für User·innen im Autismus-Spektrum

Das britische Innenministerium, das sogenannte Home Office (früher auch Home Department) hat unter Creative Commons einige Posters rund um das Thema «Designing for accessibility» veröffentlicht, auf die wir an dieser Stelle gerne verlinken. Darunter findet sich auch ein Poster mit dem Titel «Designing for users on the autistic spektrum». Gelungenes Design für User·innen im Autismus-Spektrum berücksichtigt zum Beispiel die folgenden Punkte:

  • einfache Farben benutzen,
  • klare Sprache schreiben,
  • klare Sätze machen, Listen nutzen,
  • Schalter deutlich beschriften,
  • klare und konsistente Layouts bauen.

Das Bureau of Internet Accessibility listet die wichtigsten Empfehlungen aus den WCAG auf, die für Menschen mit Autismus relevant sind.

  • Eine konsistente Navigation und ein konsistentes Layout helfen in der Orientierung und der Vorhersehbarkeit. Elemente, die ähnlich aussehen, sollen ähnliche Aktionen aufrufen.
  • Ruhige, klare Userführung hilft. Reizüberflutung, Ablenkung und Unruhe gilt es zu minimieren. Grosszügiger Weissraum hilft dabei.
  • Eine klare, gut verständliche Sprache ist erforderlich. Abkürzungen und Akronyme müssen erklärt werden. Korrekte Grammatik und Rechtschreibung sind wichtig, denn auch Fehler bedeuten Ablenkung und Unruhe.
  • Die User·innen sollen so viel Kontrolle über das Verhalten der Website haben wie möglich. Zeitlimiten und automatisches Neuladen von Seiten vermeidet man, wenn immer es geht. Klare Anweisungen und deutliche, gut verständliche Fehlermeldungen sind gefordert.

Allein das Bewusstsein für diese Aspekte der digitalen Barrierefreiheit ist wertvoll. Wer die obgenannten Punkte berücksichtigt und umsetzt, hat viel gewonnen. Mit Klarheit, sauberer Struktur, Vorhersehbarkeit und Konsistenz ist allen User·innen geholfen, ob mit oder ohne Autismus.

Poster «Designing for users on the autistic spectrum». Do's: use simple colours, write in plain language, use simple sentences and bullets, make buttons descriptive, build simple and consistent layouts. Dont's: use bright contrasting colours, use figures of speech and idioms, create a wall of text, make buttons vague and unpredictable, build complex and cluttered layouts.

2 Kommentare zu “Autismus und Barrierefreiheit

  1. Danke für die Rückmeldung, Paul, dein Kommentar freut uns. Und auch vielen Dank für den Hinweis auf den Newsletter!

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