Essenslieferdienste im Screenreader-Check

Viele von uns arbeiten seit geraumer Zeit mehrheitlich oder sogar ausschliesslich im Home Office. Da gibt es sicherlich einige – mich eingeschlossen – die ihr Essen online bestellen. Die Bequemlichkeit und die schnelle Verfügbarkeit sind Punkte, die dafür sprechen.

Viele von uns arbeiten seit geraumer Zeit mehrheitlich oder sogar ausschliesslich im Home Office. Da gibt es sicherlich einige – mich eingeschlossen – die ihr Essen online bestellen. Die Bequemlichkeit und die schnelle Verfügbarkeit sind Punkte, die dafür sprechen. Ich persönlich finde das Essen sogar meistens ziemlich lecker.

Wir werden uns im Folgenden zwei «Big Player» anschauen: Eat.ch und Uber Eats.

Eat.ch

Ich bin langjähriger eat.ch-Kunde; eigentlich könnte man mir einen lebenslänglichen Gutschein ausstellen. 😉

Untersuchen wir mal die Barrierefreiheit. Wichtiger Hinweis: Ich gehe bei Eat.ch spezifisch auf die Webseite ein und nicht auf die App. Ich bin in meinen ersten zwei Lebensjahren komplett erblindet und arbeite deshalb mit Screenreadern, im Normalfall JAWS auf Desktop und VoiceOver auf dem Smartphone. Ruft man zum ersten Mal Eat.ch auf, kann man den Standort ermitteln lassen; das funktioniert allerdings bedingt gut. Ich gebe rasch die Postleitzahl ein, das PLZ-Feld lässt sich problemlos finden.

Dann werden mir alle Restaurants angezeigt, die in meiner Umgebung verfügbar sind. Hier ist die Strukturierung der Inhalte mithilfe von Überschriften gut gelungen. Ich weiss also, welche Restaurants offen oder geschlossen sind. Was aber nicht gut funktioniert, sind die Filter. Ich kann zwar die Filter auswählen, aber welcher Filter wirklich aktiv ist, bekomme ich nicht mit. So kann es sein, dass man aus Versehen auf einen Filter klickt und plötzlich sein Lieblingsrestaurant nicht mehr verfügbar ist, weil es weg-gefiltert wurde. Da fragt man sich: «Was ist denn jetzt passiert?»

Ist man dann auf dem Angebot eines bestimmten Restaurants, bekommt man die Karte zu sehen, sprich, was man hier bestellen kann. Die Problematik liegt hier darin, dass wenige oder gar keine semantischen Überschriften gesetzt sind. Vielleicht möchte ich ja direkt zur Hauptspeise, ohne eine Vorspeise zu bestellen. Das ist ohne Überschriften nicht möglich – ich muss also als Screenreadernutzer mit den Pfeiltasten durch die ganze Karte navigieren, bis ich den Hauptgang-Teil erreiche. Klar, wenn man das Restaurant kennt, kann man die Suchfunktion verwenden, jedenfalls wenn man exakt weiss, was man bestellen möchte und wie das Gericht heisst.

Was ich bereits mehrfach erlebt habe, ist dass ich plötzlich nichts in den Warenkorb legen konnte. Der Grund war hier meistens, dass das Restaurant gerade in dem Moment geschlossen hat, in dem ich am Auswählen war und ich also quasi kurz vor Ladenschluss anfing zu bestellen. Dass dem so ist, bekomme ich als blinder Nutzer gar nicht mit. Ich musste bereits mehrmals meine Arbeitskollegin fragen, warum ich hier nichts in den Warenkorb legen kann.

Habe ich etwas in den Warenkorb gelegt und möchte bezahlen, sind leider die Fehlermeldungen nicht barrierefrei umgesetzt. Wenn man ein Pflichtfeld vergisst, erfährt man das nicht. Das grösste Problem aber, welches auf eat.ch existiert und welches in meinen Augen gravierend ist, ist, dass man als Screenreaderuser die Zahlungsoptionen nicht umstellen kann. Ich erfahre, dass da Radiobuttons sind für Kreditkarte, Barbezahlung, usw. Aber ich kann die Auswahl nicht umstellen. Als Standard ist Barbezahlung ausgewählt und ich, der nie Bargeld dabei hat, schaue natürlich dumm aus der Wäsche, wenn ich dann um Barbezahlung gebeten werde. Es ist mir auch schon passiert, dass ich dachte, es wäre Postfinance ausgewählt und dabei war Barbezahlung aktiv.

Weiter lässt sich die Bewertung der Restaurants als Screenreaderuser nicht durchführen. Was ich schade finde, da ich oft auf Eat.ch bestelle und auch gerne meine Favoriten bewerten würde oder auch mein Feedback erfassen würde. Ein Vorteil auf Eat.ch ist natürlich die Riesenauswahl – ein Grund, warum ich trotz gewisser Widrigkeiten immer wieder auf Eat anzutreffen bin.

Uber Eats

Hier schauen wir uns die App an, nicht die Website. Ich muss gleich gestehen, dass es auf Uber Eats wenig gibt bis gar nichts, das man bemängeln kann. Fairerweise gilt es anzumerken, dass es sich um den Ableger eines amerikanischen Anbieters handelt und dass in den USA gewisse Vorschiften zur Barrierefreiheit strenger sind als bei uns.

Wenn ich die App starte, kann ich zunächst mal meine Adresse bestimmen. Hierzu wird ein Fenster geöffnet, welches man problemlos wieder schliessen kann. Bei manchen Apps ist man in solchen Fenstern gefangen, wenn man VoiceOver verwendet, hier aber nicht.

Dann lässt sich der Filter setzen, hier sehe ich, welcher Filter aktiv ist. Mit Alternativtexten wurde nicht gespart. Wenn ich dann mal ein Restaurant ausgewählt habe, taucht hier das gleiche Problem auf wie auf Eat.ch: Die Überschriftenstruktur fehlt fast gänzlich. Ich kann nicht direkt zur Hauptspeise oder zu den Getränken springen. Generell scheinen mir beide Anbieter viel zu wenige Überschriften zu verwenden. Mir und anderen blinden Menschen würde das die Navigation viel einfacher machen.

Etwas in den Warenkorb legen, kann man problemlos. Ich wähle beispielsweise einen Burger aus und dann poppt ein Fenster auf, in dem ich sehe, was andere noch zu diesem Burger bestellt haben. Die Führung ist «tubelisicher» und lässt sich mit VoiceOver zu 100% durchführen.

Was ich persönlich an Uber Eats schätze ist, dass man sieht, wenn der Kurier unterwegs ist. Das sieht man zwar auch auf Eat.ch, aber für Screenreaderuser ist es dort nicht so barrierefrei. Weiter gibt es eine Push-Mitteilung, dass der Kurier jetzt gleich vor der Tür steht und das man sich mit ihm treffen könnte. Ich habe also Zeit, mich bereitzumachen, um mein Essen entgegenzunehmen. Hier hatte ich noch nie das Problem, dass die Angabe nicht gestimmt hätte.

Auch die Bewertung ist problemlos machbar. Man bewertet sowohl den Kurier als auch das Restaurant. Hier wurden Emoticons für die Bewertung ausgewählt, was ich persönlich sehr clever finde, sprich “Daumen hoch” oder “Daumen runter”. Diese werden von VoiceOver problemlos erkannt.

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