Ich bewohne, zusammen mit meinem Blindenführhund Leo, eine 2-Zimmer-Wohnung ziemlich Nahe an der Stadtgrenze von Bern. Es ist die Wohnung, in welcher manchmal völlig unnötig Licht brennt. Meine Vermieter überraschten mich in den letzten Monaten bereits positiv, als sie mir – und erst noch zwei Mal nacheinander – die Mietkosten senkten. Dies geschah völlig automatisch, ohne dass ich irgend eine Einsprache hätte erheben müssen!
Richtig toll, finde ich, ist aber unsere neue Waschmaschine. Diese wurde gerade letzte Woche installiert. Und was mich besonders freut: Ich kann sie bedienen, obwohl ich ihr Display nicht lesen kann.
Die Wohnungsverwaltung hatte Monate lang angekündet, unsere bisherige und in die Jahre gekommene Waschmaschine zu ersetzen. Zwar hatte ich ihnen einen telefonischen Wink gegeben, sie auf meine Sehbehinderung aufmerksam gemacht und auf ein einigermassen bedienbares Nachfolgemodell gehofft. Aber leider ist es ein offenes Geheimnis, dass die Touch Screens auch bei den Waschmaschinen auf dem Vormarsch sind – von Zugänglichkeit für Blinde fehlt jede Spur.
Vielleicht hat es ja wegen meines Anspruchs so lange gedauert? Jedenfalls steht in unserer Waschküche nun eine Maschine, die auch ohne Augen und sogar noch besser zu bedienen ist als unsere vorherige. Das Gerät – ein Apparat mit der Modellbezeichnung WA 6765.OL, besitzt klar fühlbare Tasten – für jeden Waschgang eine. Es besitzt zwar ein Display, liefert aber, so viel ich weiss, nie ein Auswahlmenü.
Natürlich würde die Maschine bei einem Zugänglichkeits-Test durchfallen: Ein Gerät ist erst dann zugänglich, wenn der Inhalt des Displays, Status-Informationen, Fehlermeldungen usw., auch blinden Menschen verständlich kommuniziert werden. Dieses Gerät hier kommuniziert nur zwei Dinge: Es wäscht oder es wäscht nicht – Gründe für sein Verhalten liefert es dem blinden Anwender normalerweise keine. Aber meine Vermieter haben dennoch ein Modell gewählt (vielleicht sogar das best mögliche Modell?), welches meine Selbständigkeit in der Waschküche trotz meiner Behinderung gewährleistet. Und: Sie haben auf einen ihrer Mieter gehört und an die Behinderten-Zugänglichkeit ihrer Infrastruktur gedacht – wirklich: SUPER!
Tja! Eigentlich wollte ich meinen Wohnungsverwaltern ja gerade eine DankensE-Mail schreiben. Blöderweise ist aber deren Web-Site so absolut unzugänglich, dass ich beim besten Willen das Kontaktformular nicht finden kann. 🙁
Hallo René, vielen Dank für den interessanten Beitrag. Eine Frage habe ich noch; wie ordnest Du nach dem Waschen zusammengehörende Socken?
Man kann Skype samt Webcam und Freunden nutzen – die helfen immer gerne beim Socken sortieren. 🙂 Ich habe in letzter Zeit aber schlicht und einfach den guten, alten Socken-Halter entdeckt; ist zwar etwas langweiliger als Skype, funktioniert aber meistens ganz gut; es gibt aber noch viele andere Möglichkeiten…