Mehr Zugänglichkeit ab 2014?
Die deutsche Commerzbank rüstet im kommenden Jahr möglicherweise ihre Automaten deutscher Standorte barrierefrei um, Bedürfnisse blinder, gehbehinderter bzw. Kunden im Rollstuhl sind bei der Gestaltung von Bankautomaten zu berücksichtigen. Anfragen beim Personal einer Bank nach Barrierefreiheit der Geldautomaten ergeben häufig nicht sehr viel. Antworten wie der Verweis auf Blindenschriftbeschriftungen neben dem ansonsten unzugänglichen Touchscreen verdeutlichen hier häufig das fehlende Verständnis der grundlegenden Fragestellung eines barrierefreien Bankautomaten. Die jüngste Reaktion der deutschen Commerzbank bildet hier eine interessante Überraschung. Eine Anfrage, ob und wann Automaten einer westfälischen Filiale, die bereits Kopfhöreranschlüsse aufweisen, mit Sprachausgabefunktionalitäten für blinde und sehbehinderte Bankkunden geplant sei, erhielt nach wenigen Tagen eine erstaunliche Antwort.
Die Commerzbank plane demnach für Dezember eine Testphase mit umgerüsteten, sprechenden Bankautomaten im Umfeld ihrer Zentrale in Frankfurt am Main. Soweit diese „Pilotierungsphase erfolgreich verlaufe und das Angebot angenommen werde“, plane man die Neuerungen 2014 bundesweit auszurollen. Nun bleibt abzuwarten, ob und was sich demnächst im Frankfurter Umland und kommendes Jahr bei den Automaten der Commerzbank tut. Die Automaten dieser Bank sind nicht nur für Commerzbankkunden interessant. Über den Cashgroup-Verbund erhalten hier auch Kunden der Deutschen Bank, Postbank und Hypo-Vereinsbank kostenlose Kontoabhebungen.
Barrierefreiheit kein unbekanntes Konzept
Im Rahmen der Anfrage wurde klar, dass die nötigen Zugangserleichterungen für Schaltermitarbeiter nicht mehr gänzlich unnachvollziehbar sind. So berichtete man uns u.A. über einen Kunden im Rollstuhl, der die fehlende Ablesbarkeit des Bildschirms durch blendendes Gegenlicht monierte.
Verschiedene Konzepte barrierefreier Geldautomaten
Bei der Erleichterung der Nutzung von Bankterminals durch beeinträchtigte Kunden wurden und werden verschiedene Ansätze von den Banken verfolgt.
So begegnete die Berliner Sparkasse der entstehenden Nutzerunfreundlichkeit durch die Einführung von Touchscreens für blinde Kunden durch einen einfachen Trick. Indem taktile Pfeile rechts und links neben dem Bildschirm angebracht werden, die die jeweilige Position und Höhe der zugeordneten Funktionen anzeigt, wurde das Level an Zugänglichkeit beibehalten, das bereits bei der vorangegangenen Generation von Geldautomaten bestand. Indem der Kunde sich die Funktionsbelegung der alten Tasten und nun der stattdessen angebrachten Pfeile merkt, erhält er die gewünschten Barverfügungen. Eine volle Zugänglichkeit ermöglicht dieser Ansatz jedoch nicht. Überprüfungen des Kontostandes sind somit ebenso wenig möglich wie die Nutzung anderer Zusatzfunktionen wie Geldkarte oder Handyaufladung, ganz abgesehen vom Durchführen von Überweisungen oder Einzahlungen. Wesentlich näher kommt diesem Ziel der sprechende Geldautomat, wobei auch hier das Potenzial bislang nur unzureichend ausgeschöpft wird.
Während der Grundablauf gleich bleibt, der Kunde steckt einen Kopfhörer in einen Ausgang am Automaten, unterscheiden sich die praktischen Umsetzungen. In älteren Installationen kommen lediglich von Menschen vorgesprochene Sprachsamples zum Einsatz, die die Funktionsvielfalt begenzen und die effektive Nutzbarkeit durch wenig zeitnahe Reaktionen häufig auch. Neuere Generationen von Bankautomaten schalten bei Einstecken eines Kopfhörers auf einen Sprachmodus um, der auf eine eigene Text-to-Speech-Engine zurückgreift. Die Bedienung erfolgt dann mittels Tastaturkommandos über die Zifferntastatur, ähnlich der Bedienung einer Mailbox.
Die so theoretisch erreichbare Zugänglichkeit schließ prinzipiell alle Automatenfunktionen ein. Über voll nutzbare Multifunktionsterminals inkl. Überweisungs- Einzahlungstransaktionen mit Sprachfeedback ist bilsnag jedoch nichts bekannt.