Die Entstehung der Blindenschrift
Der Begriff Braile stammt von Louis Braille, der die Nachtschrift des US Militärs entdeckt und als Blindenschrift weiterentwickelt hat.
Grundsätzlich besteht die Blindenschrift aus 6 Punkte, welche aus 2 Spalten und 3 Reihen dargestellt wird. Mittels diesem Schema werden Buchstaben gebildet, die aus unterschiedlich vielen Punkten und Formen bestehen.
Eine ausführliche Beschreibung zu den Notat?onen ist in diesem Wikipedia Artikel zu lesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Brailleschrift
Sehbehinderte SchülerInnen lernen die Blindenschrift an einer Blindenschule.
Späterblindete Menschen können bei einer Beratungstelle für Sehbehinderte einen Blindenschriftkurs besuchen.
Ein geübter Leser benötigt ca. 2 Minuten, um eine ausgefülte Schwarzschrift A4-Seite zu lesen.
Wie funktioniert eine Braillezeile?
Damit blinde auch mit dem Computer Blindenschrift lesen können, wurden vor ca. 30 Jahren Braillezeilen entwickelt. Diese Geräte werden heutzutage via USB oder Bluetooth mit dem PC verbunden und übertragen Bildschirmtext auf einer Zeile (oder auch Display genannt) in Blindenschrift. Gesteuert werden sie durch Treiber und Bildschirmleseprogramme (Screen Reader).
Bei der 6-Punkte Notation werden Grossbuchstaben und gewisse Symbole durch 2 Zeichen dargestellt.
Für Computer-Braille verwendet man die 8-Punkte-Notation, weil aus technischen Gründen für jedes Computerzeichen nur ein Brailezeichen verwendet werden darf. So wird bei Grossbuchstaben der Punkt 7 hinzugefügt.
Ist im Computer-Zeitalter die Braille-Schrift noch notwendig und warum?
Da blinde und sehende viel schneller und einfacher untereinander elektronisch kommunizieren, stellt sich die Frage, ob die Blindenschrift trotzdem erlernt werden soll. Der Zeit- und Kostenaufwand ist nicht zu unterschätzen.
Dazu kommt, dass Braillezeilen sehr teuer sind. Die Preise ligen zwischen CHF 5000.- und 15000.- je nach grösse und Modell.
Obwohl Bildschirmleseprogramme eine gut verständliche Sprachausgabe verfügen, die den fokussierten Text schnell vorlesen, kann eine Braillezeile in folgenden Situationen sehr nützlich sein:
- Korrekturlesen, weil nicht alle schreibfehler hörbar sind.
- Schnelles Auffinden von bestimmten Wörter und Zeichen, weil die Sprachausgabe zeilenweise vorliest.
- Lesen von Formeln, Zahlen, Programmier-Code, weil man sich diese schriftlich besser merken kann.
- Während eines Telefongesprächs, weil man nicht gleichzeitig dem Gesprächspartner und der Sprachausgabe zuhören kann.
- Fremdsprachige Texte sind nur mit hören schwieriger zu verstehen.
- Einige Brailezeilen verfügen eine Bluetooth Braille-Tastatur, mit der man auf einem Touch Screen Smartphone schreiben kann.
Grundsätzlich ist die Situation bei blinden und sehenden ähnlich. Auch sehende bevorzugen öfters einen schriftlichen- als einen gesprochenen Text.
Ich verwende die Braillezeile insbesondere, um
- auf schnelle Weise die Cursorposition zu ermitteln.
- fremdsprachige informationen zu lesen.
- Texte zu korrigieren.
- einen «Maus»klick auf eine Position auszuführen, die mit der Tastatur nicht erreicht werden kann.
Um Programmier-Code oder Berechnungen analysieren zu können, ist ein blinder speziell auf die Blindenschrift angewiesen.
Die Sprachausgabe ist aber sehr vorteilhaft, um sich eine übersicht über eine Webseite oder Software zu verschaffen, weil sie viel schneller vorliest.
Ein Text, der nicht auf Rechtschreibung korrigiert werden muss, und bei dem die Schreibweise von Ausdrücken nicht relevant ist, kann sehr effizient mit einer Sprachausgabe vorgelesen werden, denn auf der Braillezeile benötigt man doppelt oder 3-fach so lange.
Hi,
Ich habe schon recherchiert, aber ich habe leider nicht herausfinden können, wieso es überhaupt für blinde nötig ist eine eigene Sprache zu haben. Können Blinde erhabene Buchstaben nicht so gut und schnell lesen wie Braille-Schrift?
Hallo Lars
Interessante Frage, die du hier stellst.
Ich bin selber fast blind und wurde mit der Brailleschrift vertraut gemacht.
Natürlich, hat man mir taktile Buchstaben in normalschrift zum fühlen gegeben. Ich denke, es ist vor allem ein Zeitfaktor und Platzfaktor.
Damit man die normalen Buchstaben taktil unterscheiden kann, müssten Sie mit sicherheit grösser sein als es beim Normaldruck üblich ist. Dies hat zur Folge, dass z.B. Bücher grösser und schwerer sind. Ein anderes Problem, ist das dass taktile Erfassen der Buchstabenformen wesentlich länger dauert, als die maximal 8 Punkte der Brailleschrift.