Anders sieht es beim alltäglichen Gebrauch von elektronischen Geräten aus. Leider lassen sich auf diese keine Screenreader installieren.
Daher möchte ich mich mal einem Thema widmen, das mich immer wieder beschäftigt, wenn es wieder mal so weit ist und ich zum Beispiel vor meiner Kaffeemaschine stehe und aufgefordert werde, etwas zu unternehmen. Dieses Etwas wird auf dem Display zwar angezeigt, doch was bringts, wenn man es nicht sehen kann?
Nicht nur bei Kaffeemaschinen, sondern auch bei der Bedienung der Mikrowelle, des Kochherdes, des Backofens, der Waschmaschine oder des Geschirrspühlers, aber auch vor Post und Bankomaten werden Blinde und Sehbehinderte immer wieder mit dem selben Problem konfrontiert: Was steht auf dem Display? Im Gegensatz zu Computern, die mit einem Bildschirmleseprogramm problemlos ausgerüstet werden können, sieht es bei den erwähnten Geräten anders aus. Herkömmliche Geräte besitzen keine Sprachausgabe. So sind Blinde und sehbehinderte Menschen auf Spezialprodukte angewiesen.
Ist denn eine Implementierung einer Sprachausgabe in ein Gerät so schwierig? Diese Frage stelle ich mir immer wieder, wenn ich vor diesen modernen Geräten verzweifelt stehe und ich weiss, dass eine Sprachausgabe gerade in diesem Moment enorm nützlich wäre. Würden nämlich die auf dem Display erscheinenden Informationen per Sprache wiedergegeben, hätte ich ein akustisches Feedback. Ich könnte auch mal an einem Sonntag vom Bankomat selbständig Geld abheben und wäre nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Nicht nur Blinden und Sehbehinderten, sondern auch älteren Menschen wäre mit der Barrierefreiheit von elektronischen Geräten gedient. So, wie es heute auch das barrierefreie Web tut.
Mir viel schon öfters auf, dass viele Menschen glauben die Geräte seien für Blinde nicht bedienbar, da die Knöpfe zu klein seien. Doch dies ist ja nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist, dass wir kein Feedback auf akustischem oder taktilen Wege erhalten.
Meinungen und Erfahrungen von Betroffenen sowie Personen, die Know-how in Geräteprogrammierung haben, würde mich sehr interessieren.
So gesehen ist es ja auf alten Waschmaschinen und Herden mit mechanischen Schaltungen noch besser gewesen, weil du an der Stellung eines Drehers oder Taste den Zustand ertasten konntest.
Sprachausgabe eines Displays ist ja heutzutage eigentlich kein technisches Problem mehr beziehungsweise wahrscheinlich auch kein wesentlicher zusätzlicher Kostenfaktor. Ist wohl schlicht und ergreifend ungenügende Produktpolitik der Hersteller.
Ein Problem stelle ich mir allerdings bei einem Bankomaten vor: Der kann ja nicht deinen Kontostand «per Lautsprecher» öffentlich verkünden. Da müssten wohl irgendwelche gut ertastbaren Ohrenstöpsel angebracht sein. Das ist dann in der Wartung wahrscheinlich intensiv (Vandalismus und so) und bedeutet dann natürlich unmittelbare Mehrkosten für den Betreiber. Und das wird sicher nur mit einer gesetzlichen Regelung durchsetzbar sein.
Auf jeden Fall sind diese Dinge mit Alltagsgeräten tatsächlich ein zunehmendes Hindernis für blinde Menschen, da ja bald alle bedienbaren Produkte ein Display zur Bedienung haben (und sonst keine Alternative).
Danke für diese neue Einsicht.
Der erste «sprechende» Bankomat wurde bereits 1997 in Kanada installiert. Die Entwicklungs- und Herstellungskosten beliefen sich dazumal auf etwa 500’000 kanadische Dollars.
Heute sind die Mehrkosten für einen sprechenden Bankomaten mit Kopfhöreranschluss verschwindend klein und in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern sind diese Automaten weit verbreitet.
Wie ist die Lage in Deutschland und in Österreich? In der Schweiz sucht man jedenfalls vergebens nach barrierefreien Automaten.
Was die Bedienung von älteren Geräten angeht, stimmt es, dass diese von Blinden roblemlos bedient werden knnten. Diese verfügten auch nicht über eine Anzeige, wie es bei heutigen Geräten der Fall ist. Es gibt ja sogar sprechende MP3-Player (siehe http://www.rockbox.org). Dazu kommt noch, dass Rockbox ein Opensource-Projekt ist. Ein weiteres Beispiel sind die Sprechenden Kartenleser der Postfinance in der Schweiz (Siehe Blogbeitrag über den sprechenden Kartenleser vom 18.05.2007). Dies zeigt doch eindeutig, dass heutzutage eine Implementierung von Sprachausgaben viel einfacher ist, als es vor einigen Jahren der Fall war.
@markus
ey, das habe ich nicht gewusst, dass es Bankomaten mit Kopfhöreranschluss in Skandinavien schon gibt.
Das heißt, ich muss meine Kopfhörer quasi selbst mitbringen, wenn ich das richtig verstehe. Naja, hat den Vorteil, dass die sich die Wartung in Grenzen hält. Gar keine schlechte Idee.
Da merke ich wieder eine gewisse «Betriebsblindheit» bei mir, die sich auf zugängliche Webseiten beschränkt.
Wie das in Österreich mit den Bankomaten ist, habe ich daher noch nicht wirklich überprüft. Werde aber in Zukunft mal einen genaueren Blick auf diese Dinger werfen.