Adobe lässt den Apfel sauer werden: Blinde fordern Zugängliches Flash für MAC OS X

Vor einigen Wochen berichteten wir an dieser Stelle darüber, dass Barierefreie Websites nun auch mit Adobe Flash realisiert werden können. Zumindest in der Theorie lassen dies die neuen Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.0 durchaus zu; und wenn man sich das entsprechende Werbevideo von Adobe ansieht, erhält man zunächst den Eindruck eines wirklich ausgereiften und zugänglichen Systems. Die bittere Enttäuschung gibt's im gleichen Film auf den zweiten Blick.
Person hält ihre Hände über der Tastatur eines Apple Computers. Auf dem Schreibtisch isch ausserdem eine Computermaus zu sehen.

Windows: Für Blinde das einzige Fenster zu Flash

Adobe Produkte setzen voll und ganz auf die Microsoft Active Accessibility (MSAA – hier erklärt in Wikipedia) Schnittstelle, um die Zugänglichkeit für Blinde und stark Sehbehinderte und ihre Screen-Reader zu gewährleisten. Das dumme daran: MSAA gibt’s nur für Windows; wer blind ist und mit einem Nicht-Microsoft-Betriebssystem arbeitet, wird bei dieser Art von Accessibility ausgegrenzt.

Apple: Anwender wollen diesen sauren Apfel nicht

Ob Adobe die alternativen Betriebssysteme absichtlich ignoriert oder nicht, ist nicht ganz klar. Auf der einen Seite macht das Unternehmen mit einer reichhaltigen Dokumentation zu Accessibility auf sich aufmerksam. Andererseits bedarf es nur geringer Internet-Recherche, um festzustellen, dass die gleiche Firma oft nur spärlich oder gar nicht auf Anfragen bezüglich zugänglicher Nicht-Windows-Produkte reagiert.

Einigen blinden Mac-Usern ist das einzelne Nachfragen nun zu bunt geworden: In einer Online-Petition fordern sie Adobe Systems Inc. auf, innert einer vertretbaren Frist (genannt wird der 1. März 2010) ihre Bemühungen um Zugänglichkeit auch auf ihre Apple-Produkte, insbesondere die Flash-Umgebung für OS X, auszuweiten. Apple’s OS X Betriebssystem, welches für blinde Menschen bereits den VoiceOver Screen-Reader enthält, bietet bereits einige Schnittstellen, die es Applikationsentwicklern gestattet, zugängliche Anwendungen zu kreieren. Adobe müsste also nicht eigentlich eine Schnittstelle schaffen, sondern lediglich anfangen, das vorhandene zu nutzen. Ihre Unterschrift kann helfen, Adobe zu überzeugen, dies zu tun!

Linux: Auch der Pinguin ist behinderter als nötig

Vorerst sind blinde Anwender von Apple-Computern nicht in der Lage, in der von Adobe so toll propagierten Weise mit Flash zu interagieren. Wer eine darauf aufbauende Flash-Applikation programmiert, sollte sich – wie wir finden – dessen wenigstens bewusst sein. Zu den geprellten Apple-Kunden käme dann noch eine Schar blinder Linux-Nutzer hinzu. Unseres Wissens haben diese noch keine Petition an Adobe gestartet. Auch unter Linux existieren zahlreiche Schnittstellen (etwa die Gnome Accessibility Architektur), die einen Zugang für alle auch für Flash gewähren könnte – wenn er denn genutzt würde.

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