Der Weiße Hai und Facebook

Facebook, eines der populärsten so genannten sozialen Netzwerke im Internet, hat schon seit einiger Zeit auch im Kreise der Menschen mit Behinderungen Einzug gehalten. Man kann nicht sagen, dass Plattformen wie Facebook, MySpace oder wie sie alle heissen, völlig unzugänglich wären - wäre dies so, hätten nicht so viele behinderte Personen eben dort ihre eigenen Profil-Seiten. Facebook 'zugänglich' zu nennen, ist aber genauso falsch.
Handy, auf dem Facebook geöffnet ist. Daneben steht Social Media in Scrabble Buchstaben.

Viele Bereiche von Facebook sind in der Tat gute Beispiele, wie man eine zugängliche Internetseite EBEN NICHT bauen sollte: Blinde und stark sehbehinderte Screenreader-Nutzer, zu denen ich gehöre, treffen zur Zeit auf viele völlig unverständlich beschriftete Grafiklinks, vermissen eine brauchbare Struktur korrekt definierter Überschriften, können die E-Mail-Adressen nicht lesen (da sie nur als Bild angezeigt werden)… Und wer blind ist und den Facebook-Chat nutzen will, muss vorher wortwörtlich ein neues Betriebssystem auf seinem Computer installieren (etwa Ubuntu Linux, samt einer zugänglichen Version des Pidgin Chat Programms). Eine noch vollständigere Liste, samt «Petition» findet sich übrigens in der Facebook Gruppe The Official Petition for a more Accessible Facebook.

Dass bei Facebook in Sachen Zugänglichkeit einiges schief geht, zeigte sich lange Zeit schon beim Betrachten des «Zugänglichkeit bei Facebook» Kontaktformulars. Auch heute fallen an dem Formular offensichtliche Fehler auf, welche beim Übersetzen ins Deutsche gemacht worden sind; etwa, wenn von: «Technische Hilfsmittel und dessen Version» die Rede ist…

Der eigentliche Knaller war bis vor wenigen Wochen aber noch die folgende Zeile, welche ein Beispiel eines möglichen Hilfsmittels nennen sollte. Dieses Beispiel war für lange Zeit «Der weisse Hai, Version 8».

«Der weisse Hai «, der Film aus dem Jahre 1975, ist hier natürlich nicht gemeint. Es gibt den Film nicht in 8 Versionen – und ein Hilfsmittel ist der Streifen offensichtlich auch nicht, jedenfalls nicht im hier gemeinten Sinne.

Der englische Originaltitel des Films ist «Jaws». Dass es sich bei JAWS (Abgekürzt für «Job Access With Speech») aber auch um den wohl populärsten Screenreader der Welt handelt, muss dem Übersetzer nicht bewusst gewesen sein. Die deutsche Version von JAWS – aktuell erhältlich in den Versionen 9 und 10, heisst auch auf deutsch ganz einfach: JAWS.

Wie gesagt: Inzwischen ist dies auch dem Facebook-Übersetzerteam klar geworden – offenbar reagieren sie hie und da auf Feedback ihrer Nutzer. Nun müssten sie nur noch alle in der Petition aufgeführten Fehlfunktionen beheben – es bräuchte dann wohl das ganze Formular nicht mehr.

Wenn Sie wollen, treten Sie doch der Accessibility-Gruppe bei – vielleicht zählt hier ja wirklich jede Stimme… Und wenn Sie schon auf Facebook sind, können Sie auch gerne Ein Fan von Jaws (DEM FILM!) werden. Vom Screenreader JAWS gibt’s da übrigens noch keine Fan-Seite.

4 Kommentare zu “Der Weiße Hai und Facebook

  1. hey rené,
    ich verstehe nicht so ganz, welche hilfsmittel du so hast auf deinem computer, doch für den facebookchat habe ich persönlich einen messenger gefunden, mit dem ich ohne zugriff über einen webbrowser mit den personen, die gerade auf facebook online sind, chatten kann. dieser messenger funktioniert ähnlich wie msn und heisst digsby… http://www.digsby.com/
    vielleicht ist dir dies eine hilfe, anstatt sich mit betriebssystemen zu ärgern…
    gruss matthias

  2. Hey Matthias,
    Danke für den Tipp. Ich habe digsby auf meinem System getestet. Leider ist auch dieses Programm für blinde Mensch unzugänglich. Es bleibt also weiterhin nur die Ubuntu Alternative:-)

  3. Hey Sven! Danke für die spannenden Links. Die Mobile Version stellt tatsächlich eine angenehme Alternative dar. Bis vor einigen Monaten war sie auch noch die einzige Möglichkeit, mit Screenreadern die E-Mail-Adressen zu lesen. Leide wurde inzwischen auch hier die unlesbare Bildmethode zur E-Mail-Anzeige eingeführt.

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