Webtest 1×1: In The Name Of The Frame

"Oh nein, bitte nicht!", "alles, nur dass nicht!", "Oh Gott, wie können die mir so etwas antun!?!?" - (fast) so und ähnlich müssen sich einst die Aufschreie einiger sehbehinderter und blinder Menschen angehört haben, wenn sie, assistiert durch einen Screenreader, beim Internet-Surfen auf eine Seite stiessen, welche so genannte Frames enthielt. Frames und Screenreader passten einfach nicht zueinander. Es muss relativ viel Verzweiflung in den Aufschreien gesteckt haben, denn die Hilfsmittel-Industrie hat sich inzwischen der Frame-Problematik angenommen und man kann heute sagen, dass Frames kein Problem mehr sein müssen - wenn man's richtig macht. Was zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Text.
Leerer Bilderrahmen vor einer Küste

Los geht’s

Die Unterstützung von Frames Seitens Screenreader-Technologie ist inzwischen so gut, dass wir im Rahmen unserer Webtests grundsätzlich nicht mehr vom Einsetzen von Frames abraten. Frames – von einigen Screenreadern wort-wörtlich übersetzt und «Rahmen» genannt – können sogar die Navigation einer Website erleichtern. Da insbesondere eine blinde Person eine Website quasi Zeile für Zeile durchliesst und sie nie ‹auf einen Blick› betrachten kann, können Frames das tun, was das optische Design beim Auge auslöst: Es wird vermittelt, wo ein bestimmter Bereich der Website beginnt und wo er aufhört. Gern gesehen sind z.B. Frames, welche die Navigation beinhalten, solche, in welchen der Seiten-Inhalt (also das, was in der Navigation ausgewählt wurde) steht und so weiter. Auch ganz OK scheinen mir die häufig gesehenen Google Werbeframes, welche gerade aufgrund ihres Auftrittes als Frames, jeweils leicht überspringbar sind.

Was ist das Problem?

Bei einem Frame handelt es sich technisch gesehen um eine eigenständige HTML-Datei, welche in einer Seite an einer bestimmten Stelle eingefügt wird. Beim Navigieren einer aus Frames bestehenden Internetseite sagt der Screenreader jeweils den Namen des Frames (definiert in der Haupt-Datei, welche die Frame-Datei aufruft) an, wie auch den Titel (Title), welcher in der Framedatei definiert wird. Problematisch ist ein Frame aus der Sicht eines Screenreader-Anwenders, wenn eines dieser Elemente mit unverständlichem oder unbrauchbarem Text versehen wird. Auch mühsam und irgendwie unverständlich sind die leeren Frames, die möglicherweise nicht mit dem Auge gesehen, jedoch trotzdem (und in Überfluss) vom Screenreader erkannt und angesagt werden. Frames werden auch dann eher zur Qual, wenn sie in einer Überzahl auftreten und sich womöglich extrem ineinander verschachteln.

Was im Test steht

Unsere Webtests befassen sich ausführlicher mit Frames auf Websites, als es zunächst scheinen mag. Die Ausgangsfrage lautet nämlich schlicht und einfach:

Sind alle Frames verständlich beschriftet?

Wer aber diesen Punkt bestehen will, sollte nicht nur dafür sorgen, dass das <FRAME>-Tag in der Haupt-HTML-Datei ein verständlich beschriftetes «Name=» Attribut aufweist und dass das <TITLE>Das X Frame und das Unbenannte Dokument
Es ist irgendwie zu begreifen, dass wir viele Frames antreffen, welche unverständliche Namen (resp. Titel) haben, zu Mal nach meinem Wissen diese Information einem ’sehenden› Seitenbesucher ja nie angezeigt wird. Für Menschen, welche einen Screenreader verwenden, sind diese Daten aber relevant: Das «name=» Attribut, welches im <FRAME>-Tag verwendet wird, hilft dabei, die verschiedenen Frames auszuwählen und voneinander zu unterscheiden. Das <TITLE>-Tag der eigentlichen Frame-HTML-Datei liefert weitere Informationen zum Inhalt des Frames. Wenn nun Aber Frames einzelne Buchstaben oder Zahlen als «Name» zu gewiesen bekommen und wenn der Standard-Title «Unbenanntes Dokument» nicht für jedes Frame individuell geändert wird, stiften die Frames mehr Verwirrung – von einfacher Navigation kann keine Rede mehr sein.
Auch sollten weder das «Name» Attribut, noch das <title>-Tag zu lang sein. So ist es zum Beispiel nicht nötig, den Haupt-Titel der Website in jedem Frame-Title zu wiederholen; ebenso wenig brauchen Sie die Worte «Frame» oder «Rahmen» ins «Name»-Attribut einzufügen, da der Screenreader automatisch eine entsprechende Information ausgibt.. Unsere Empfehlung ist, für das «Name» attribut ein Schlagwort («Navigation», «Fussbereich», «Haupttext») zu wählen und auch die Angaben im Title Tag auf ein Minimum – auf einen titel eben – zu beschränken.

Der Rahmen ohne Bild

Leere Frames, so unsichtbar sie auch scheinen mögen, werden einem Screenreader-User angesagt. Neuere Screenreader-Versionen lesen bei leeren Frames wenigstens nur noch den Namen, nicht mehr aber den Title des Frames. Da aber jedoch ein Frame doppelt angekündet wird (am Anfang und am Ende des Frames), wird dennoch zu viel unnütze und Zeit verschwendende Information weiter gegeben. Desweiteren sei hier darauf hingewiesen, dass eine Framedatei – auch wenn sie leer ist – jeweils aus dem Internet herunter geladen wird. Besonders bei langsamen Internetverbindungen oder bei solchen, die nach Datenmenge abgerechnet werden, kann man eine gewisse Verschwendung bei leeren Frames erkennen. Ganz generell kommt ja kaum jemand auf Ihre Website, um sich Rahmen ohne Bilder zu betrachten…

Wir empfehlen, leere Frames schlicht wegzulassen. Sollte dadurch das Layout einer Website Schaden nehmen, ist dies durch einige CSS-Handgriffe ohne Probleme wieder gut zu machen.

Einige Ausnahme sind die Frames, die lediglich leer zu sein scheinen. Hier muss dafür gesorgt werden, den Inhalt auch für Screenreader-User zugänglich zu machen. Im Fall von Grafiken sei hier auf den früheren Artikel zum Beschriften von Bildern hingewiesen.

«Oben rechts», «Unten Mitte Haupt», «Fussbereich 3» – Frame-Verschachtelungen

Es kommt vor, dass wir auf Seiten stossen, die als «Seite mit 30 Links und 17 Rahmen» angekündet werden. Die Rahmen haben oft sehr ähnliche oder sogar die gleichen Namen, sind ineinander verschachtelt und scheinen nicht selten leer. Dem blinden Computer-Anwender scheint es in diesen Fällen oft, als verwende der Screenreader mehr Zeit, all die Frames anzusagen, als sich dem eigentlichen Inhalt der Seite zu widmen; und einmal mehr ist es aus mit einfacher Navigation und dem Bestehen unseres Tests.

Ich durfte noch nie mit einem Webdesigner zusammen arbeiten, der solche Frame-Herden programmiert. Mir ist darum unklar, was jemanden genau dazu motiviert. Einmal mehr meine ich zu glauben, die meisten Frames liessen sich durch verbessertes CSS ersetzen – auch der Programmier-Aufwand scheint mir dabei etwas kleiner. Jedenfalls empfehlen wir dringend, auf einer Websites niemals mehr als sechs Frames einzusetzen – meistens sind sogar schon sechs Frames zu viel.

Ein Blick ins Elend

Dank Unserer Accessibility-Studie wurde zum Beispiel Die Website des Kantons Zug populär und bekannt für schlechte Frames. Diese haben Namen wie «LeerB», «LeerR», weisen Titles auf, welche «Kanton Zug – Leere Seite» aussagen und repräsentieren somit die am meisten gemachten Zugänglichkeitsfehler mit Frames.
Auf der Seite des Kantons Schaffhausen bietet sich ein ähnliches Bild: Die Frames heissen hier «Frame1» bis «Frame4», «content» und «EmptyFrame». Auch nicht gut ist die Stadt Sion.
Schlechte Beispiele lassen sich auch durch einfache Google Suchen herausfinden. Suchen Sie z.B. einmal nach «Leeres Frame», erhalten Sie unter anderem Das Landes-Hauptarchiv Schwerin (enthält unter anderem ein ‹oberes leeres Frame›) in den Top-Resultaten. Ein Beweis dafür, dass sich gut gewählte Frame-Namen auch auf das Ranking auf Such-Websites auswirken können.

Eher besser

Frames, so scheint es, verlieren im Internet an Bedeutung. Eine Seite, die sie noch einsetzt – und dies ziemlich lobenswert, ist die Seite der Gemeinde Stans. Die Frames haben hier aussagekräftige Namen («Untermenü» oder «Suchen») und vermitteln wirklich die Struktur der Website. Die Title Tags sind jeweils auf «Gemeinde Stans» gesetzt, was sich unter Umständen noch verbessern liesse. Die Seite der Stadt Interlaken hat die Frames auch verständlich und unterschiedlich benannt – mit Ausnahme der «Top News» und der «top Events» Frames, die zwei mal ineinander verschachtelt vorkommen.

Fazit

Frames werden immer weniger angewendet. wo sie nocht vorkommen, besteht meist Verbesserungspotential in Sachen Zugänglichkeit. Ein Frame ist dann zugänglich, wenn das <FRAME> ein kurzes, verständliches «Name»-Attribut aufweist und wenn die Frame-Datei einen brauchbaren <TITLE> aufweist. Leere Frames und tiefe Frame-Verschachtelungen sowie die Aufteilung von Websites in mehr als sechs Frames sollten unterlassen werden.

Fortsetzung: Der direkte Sprung zur Tastatur

Beim nächsten mal werde ich versuchen, die Tierfreunde traurig zu machen, indem ich erkläre, was man alles mit der Tastatur – richtig oder falsch – machen kann. Ausserdem gehts um den Unterschied zwischen einem ‹Sprung›, einem ‹Übersprung› und einem ‹direkten Sprung› – alles garantiert ohne Maus.

Bis dahin schreiben Sie bitte Ihre Klagen und Fragen unten ins Kommentarfeld. Und falls Sie mit Sicherheit sagen können, ob und warum es «der Frame» oder «das Frame» heisst, lassen Sie es mich bitte ebenfalls wissen.

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